Der mit Martial Arts-Sequenzen angereicherte Science-Fiction-Thriller
Die Matrix von 1999 bedarf wohl keiner ausführlichen Vorstellung. Der
vierfach Oscar-gekrönte Streifen der Wachovsky-Brüder (
Bound) gehört zu
den erfolgreichsten und beliebtesten Filme der 90er Jahre. Die Welt, so die
Fantasie der Macher, ist nur eine Illusion aus Bits und Bytes, die den Menschen von
einer fremden Macht vorgegaukelt wird. Der Kampf der Rebellen gegen das System
bietet den uralten Kampf zwischen Gut und Böse - im perfekt gestylten Neon-Ambiente.
Für den Komponisten Don Davis (Bound, Jurassic Park 3)
bedeutete Die Matrix den Karriere-Durchbruch. Mit gutem Recht, denn die
düster-moderne Tonschöpfung ist eine seiner ambitioniertesten Arbeiten überhaupt.
Die kühl durchstilisierte Welt der Matrix findet eine musikalische Entsprechung.
Deshalb gibt es auch kein greifbares musikalisches Thema oder romantische Ruhepole
in der Musik. Allein ein von den Trompeten akzentuiertes kurzes Erkennungsmotiv
für die Matrix liegt vor (zu Hören gleich zu Beginn der "Main Titles").
Die Komposition bleibt über weite Strecken dissonant mit einer mitunter frenetisch aufspielenden Kombination
von Klavier, Blech, Streichern und Perkussion. Dazu gibt es Klangeffekte am Rande des
Sounddesigns und wortlose Choräle verleihen der Faszination der Matrix Ausdruck.
Selten erlaubt die Musik dem Hörer eine Ruhepause, etwa in "Welcome to the real World" mit
einer sirenenhaften Vokalise. Doch derartige Momente sind selten. Über weite Strecken
ist die Partitur von Don Davis alles andere als
eingängig und verlangt das mehrfache Hören, bevor sie ihre Qualitäten offenbart.
Diese liegen vor allem in der sorgfältigen sinfonischen Gestaltung mit raffinierten
Klangeffekten. Auch wenn das Underscoring mitunter sehr bildverhaftet erscheint,
merkt man Davis das Bemühen an, der Filmmusik eine eigene Handschrift zu verleihen.
Die zum Filmstart veröffentlichte Varèse-CD bietet leider nur eine halbe Stunde der
Originalkomposition und damit nur einen kleinen Ausschnitt aus dem gesamten Score.
Dafür dürften vermutlich die sogenannten "Reuse-Fees" schuldig sein, die für
eine Veröffentlichung zu zahlende Gebühren, bei der jede zusätzliche Minute auf CD
erhebliche Mehrkosten verursacht. Dennoch ist die CD ein gelungener Einstieg in die
Matrix, der hoffentlich in naher Zukunft eine umfangreichere Präsentation vergönnt sein
wird. (mr)
Varèse Sarabande VSD-6026
Dirigent: Don Davis
30:13 Min.
Filminfo:
Deutscher Filmtitel: "Die Matrix"
Regie: The Wachovsky Brothers
Darsteller: Keanu Reeves, Laurence Fishburne
Tracklist:
- Main Title/Trinity Infinity (3:53)
- Unable to speak (1:13)
- The Power Plant (2:40)
- Welcome to the real World (2:25)
- The Hotel Ambush (5:22)
- Exit Mr. Hat (1:20)
- A Virus (1:32)
- Bullet-time (1:09)
- Ontological Shock (3:31)
- Anything is possible (6:48)