Innerhalb des Zeitraums von nur einem Jahr hat es Klaus Badelt vom "No Name"
zu einem gefragten Hollywood-Komponisten gebracht. War er anfangs bei
The Pledge und
Invincible noch auf die Schützenhilfe
von Hans Zimmer angewiesen, konnte er mit dem Remake der
Zeitmaschine
erstmals im Alleingang sein Talent unter Beweis stellen. Mit Kathryn Bigelows U-Boot-Thriller
K-19 - Showdown in der Tiefe folgte für ihn nun ein weiteres Großprojekt in Amerika.
In dem Actionreißer spielt Harrison Ford den Kapitän eines russischen Atom-U-Bootes, das 1961
in See sticht. Ein Leck im Kühlsystem des Reaktors führt beinahe zur Katastrophe. Erschwert
wird das Geschehen durch die Machtkämpfe des Kapitäns mit seinem entmachteten Vorgänger.
Klaus Badelt wurde den Produzenten von K-19 vom eigentlich vorgesehenen
Hans Zimmer empfohlen, der aus Zeitgründen dem Projekt nicht zur Verfügung stehen
konnte. Da Zimmer mit Crimson Tide einige Unterwassererfahrung vorweisen kann,
ist es kaum verwunderlich, dass diese Musik auch Vorbildfunktion für K-19 hatte.
Zwar ist die Komposition von Klaus Badelt vollständig sinfonisch und bedient sich der
Kräfte des berühmten Kirov Orchesters unter dem Dirigat von Valery Gergiev, doch die Vorbilder
seiner Arbeit sind offenkundig. Basil Poledouris Filmmusik aus Jagd auf roter Oktober und
klassische Werke von Shostakovich sind neben Zimmerschen Werken die am deutlichsten hörbaren Einflüsse.
Die Filmmusik-CD von Hollywood Records beginnt Badelt mit einer viersätzigen Suite für
Orchester & Chor in G-Moll, die die Höhepunkte der Partitur zusammenfasst. Mit einem konzertsaalreifen
Werk sollte man bei dieser Suite allerdings nicht unbedingt rechnen. Während die elegischen
Streicherpartien in "Fear", "Fate" und "Soul" noch recht schön ausgefallen sind, steht
"War" ganz in der Tradition auswechselbarer Actionstücke aus der Media Ventures-Schmiede
und fällt unangenehm aus dem Rahmen.
Gewissermaßen ist die Musik über weite Strecken eine elegisch-heroische Hymne auf die
Helden zur See mit langgezogenen Streicherlinien und requiemartigen Chorälen (Es ist wohl kein
Zufall, das Richard Einhorns "Voices of Light" für Sopran, Chor und Orchester integriert
wurde.). Dazu suggeriert ein gelegentlich auftretendes Akkordeon Akzente russischer Folklore. Dramatische Ausbrüche
der Bläser und Schlagwerk sind selten. Die Musik verlässt kaum ihren feierlichen, oftmals
auch zu pathetischen Grundton.
Konnte man Badelt bereits The Time Machine ein wenig anlasten, keine
eigene Handschrift vorzuweisen, verstärkt sich dieser Eindruck bei K-19 noch.
Sicher mögen die Vorgaben der Produzenten sehr eng gewesen sein. Doch es ist schon enttäuschend,
wie sehr Badelt an seinen Vorbildern "entlangkomponiert". Mitunter wirkt seine Arbeit wie ein
Konglomerat aus verschiedenen Zimmer-Musiken von Crimson Tide über The Thin Red Line
bis hin zu Pearl Harbor.
Deshalb vermag der K-19-Score nicht so sehr zu überzeugen wie es
The Time Machine tat. Dazu fehlt es ihm einfach an prägnanten
melodischen Einfällen und einer abwechslungsreichen Ausgestaltung.
Zu Gute halten muss man Klaus Badelts Arbeit allerdings die grundsolide Machart. Schließlich
hat er sein sinfonisches Talent nicht über Nacht verlernt. Auch die feine Einspielung
des renommierten Orchesters trägt zur Ehrenrettung der Filmmusik bei. Eine kleine
Enttäuschung bleibt K-19 insgesamt aber trotzdem. (mr)
Hollywood Records 5050466-0804-2-4
The Kirov Orchestra & Chorus
Dirigent: Valery Gergiev
68:59 Min.
Filminfo:
Deutscher Titel: "K-19 - Showdown in der Tiefe"
Regie: Kathryn Bigelow
Darsteller: Harrison Ford, Liam Neeson
Tracklist:
Suite for Orchestra and Chorus in G Minor
- Fear - Largo (4:01)
- Fate - Adagio (2:41
- War - Allegro (3:37)
- Soul - Mysterioso (5:28)
- Home (4:01)
- Heroes (8:23)
- Journey (13:09)
- Capt. Alexi Vostrikov (2:04)
- Missile Launch - The Rescue (10:00)
- Reactor - Selections from Voices of Light
(8:13)
Composed by Richard Einhorn
- Reunion (7:15)