Elegische Streicherlinien, schwermütige Klangbilder für ein Weltkriegsdrama - das
kennen wir bereits aus Hans Zimmers
Der Schmale Grat. Ein ähnliches Konzept verfolgt
nun Angelo Badalamenti in seiner zweiten Zusammenarbeit mit
Amélie-Regisseur
Jean-Pierre Jeunet für das im ersten Weltkrieg angesiedelte Liebesdrama
Mathilde - Eine große Liebe.
Auch hier stehen synthetische Bass-Klangflächen, an Wagner erinnernde Streicherlinien für die
Tristesse und Ausweglosigkeit eines verheerenden Weltkriegs.
Die Musik ordnet sich bei Mathilde jedoch weitgehend stärker den Bildern unter,
bildet das atmosphärische Kolorit der Handlung. Zwar hat Badalamenti zwei zentrale Themen komponiert, diese werden jedoch nur sehr zurückhaltend
eingesetzt und kaum variiert. Sowohl das Hauptthema, ein unheilschwanger klingendes Spannungsmotiv
und das Liebesthema ("First Love Touch") werden unzählige Male in der Musik aufgegriffen,
wirken aber trotz klangschöner Momente am Ende doch etwas kurzatmig.
Auch in der Orchestrierung tut sich nur wenig. Der monotone und gleichförmige Streicherteppich
wird allein durch gelegentlich hinzutretende Soli von Harfe, Cello und Holzbläsern angereichert. Dazu
gibt es einen klischeebeladenen Einsatz von Solotrompete und Snare-Drums. Auch die allseits
präsenten Hörner verleihen der Komposition lediglich eine weitere mollgefärbte Klangschicht.
Auflockerung gibt es nur selten. Ein einfaches rhythmisches Streichermotiv schielt in Richtung den Minimalismen eines
Philip Glass, hin- und wieder sind darüber hinaus geräuschartige elektronische Effekte zu hören. Das war es schon.
Gewissermaßen verschreibt sich Badalamenti einem doch reichlich prätentiösen Leidenspathos,
der zwar bildwirksam sein mag, auf CD jedoch über eine runde Dreiviertelstunde Laufzeit
allein eintönig und banal erscheint. Da können letztlich einige ansprechende Momente
und die exzellente Klangtechnik nur wenig retten. Mit der Vielschichtigkeit und Subtiltät
von Zimmers Der Schmale Grat kann sich die gute Mathilde nicht messen. (mr)