Der Plot der neuen Comicverfilmung
Hellboy liest sich auf dem Papier
als fürchterlich abstruse und krude Angelegenheit: Ein 1944 von den Nazis geschaffener
Dämon (!) wechselt die Seiten und arbeitet fortan - guter puritanischer Erziehung sei dank -
für den amerikanischen Geheimdienst. In den USA spielte der trashige Reißer seit April satte
60 Mio. US-$ ein und steht damit kurz vor dem Erreichen der Gewinnzone. Ob das fragwürdige
Spektakel in Deutschland - Starttermin ist September - ähnlich gut ankommen wird, bleibt
allerdings abzuwarten.
Immerhin hat Marco Beltrami für den Film von Regisseur Guillermo Del Toro eine überraschend
ambitionierte und vielschichtige Vertonung geschaffen. Er arbeitet im wesentlichen mit drei
sehr prägnanten Themen: dem düster-heroischen Heldenthema für den Hellboy, das Liebesthema
bzw. das Thema für die Figur der Liz und zu guter letzt eine markante Melodie für den
Bösewicht, die sogar zu einer opernhaften, in deutsch gesungenen Arie ("Kroenen’s Lied")
verarbeitet wird. Bestechend ist die Vielseitigkeit, mit der Beltrami zu Werke geht. Da gibt
es rauschhafte Choräle, Tangoelemente, wirkungsvoll integrierte elektronische Rhythmen und
modernistische Passagen zu hören. Natürlich ist das alles nicht neuartig, in vielem zum
Beispiel an Jerry Goldsmith und auch Danny Elfman erinnernd, aber trotz dieser Einflüsse
durchaus eigenständig gehalten. Was bei einem schwächeren Komponisten schnell in
überdreht-krawalliger Action-Sinfonik ausgeartet wäre, findet bei Beltrami durch die
sorgfältige thematische Verarbeitung Zusammenhalt.
Hellboy ist ein ganz starker Score des jungen Komponisten, bei dem Qualität und
Unterhaltungswert Hand in Hand gehen. Entscheidend hierfür ist sicherlich, dass es Beltrami gelingt, den starren Vorgaben und Schemata der üblichen Untermalungen im Horror- und Science
Fiction-Genre ein gutes Stück zu entfliehen. Damit zeigt sich auch seine Ambition,
dem leider immer noch stets präsenten Schubladendenken vieler Filmproduzenten
entgegenzuwirken. So fehlt Beltrami zu guter letzt endlich mal ein Projekt, bei dem er
sein beträchtliches Talent voll zur Geltung bringen kann. (mr)
Varèse Sarabande VSD-6562
The Skywalker Symphony Orchestra
Dirigentin: Janet Ketchum
44:58 Min.
Filminfo:
Regie: Guillermo del Toro
Darsteller: Ron Perlman, John Hurt
Tracklist:
- Oct 7th, 1944 (1:18)
- Meet Hellboy (1:29)
- Main Title (1:06)
- Snow Walkers (2:22)
- Liz Sherman (2:26)
- Fireproof (1:34)
- Rooftop Tango (1:13)
- Wake Up Dead (3:19)
- Evil Doers (2:44)
- Kroenen's Lied (1:57)
- Father's Funeral (2:03)
- Alley Fight (3:11)
- Nazis (2:43)
- Investigating Liz (3:22)
- Abe Sapien (1:28)
- Mechanical Mausoleum (0:41)
- Soul Sucker (3:31)
- Stand by Your Man (2:32)
- Hellboy & Liz (2:00)
- B.P.R.D. (2:58)