Martin Böttcher ist zweifellos einer der bekanntesten deutschen Filmkomponisten
der 60er und 70er Jahre gewesen. Seine Musiken zu den
Winnetou- und
Edgar Wallace-Filmen
haben ihren Platz in der deutschen Kinogeschichte sicher.
Der 1927 als Sohn eines Beamten geborene Böttcher wollte eigentlich Pilot werden.
Doch das Schicksal meinte es anders mit ihm. Als er im zweiten Weltkrieg in Gefangenschaft
geriet, fiel ihm eine Gitarre in die Hände, die seine Begeisterung für die Musik weckte.
1945 kam
er zum NWDR (damals noch nordwestdeutscher Rundfunk) nach Hamburg und wurde als Gitarrist
im Tanzorchester verpflichtet. In dieser Zeit begann er seine ersten Arbeiten als Arrangeur
und Komponist. Über einen befreundeten Drehbuchautor kam er zum Film. Nach verschiedenen
Dokumentationen und Werbefilmen, gab er 1955 sein Kinodebüt mit der Musik zu Der Hauptmann und sein Held.
Die vorliegende Kompilation, schlicht "Original-Filmmusik" untertitelt, befasst sich mit
Böttchers Arbeiten zu Beginn der 60er Jahre. Das Familiendrama Unser Haus in Kamerun
(Regie: Alfred Vohrer; Darsteller: Horst Frank, Götz George) von 1961 macht den Anfang.
Die streicherselige Musik ist ein waschechter Vorläufer von Böttchers Winnetou, der
zwei Jahre später entstehen sollte. Die Ähnlichkeit der Hauptthemen ist geradezu frappierend.
In den Arbeiten zu Der Fälscher von London (ebenfalls 1961), Strasse der Verheißung (1962)
und Auf Engel schießt man nicht (1960) erlebt der Hörer typisches Easy Listening der
60er Jahre. Tanzstücke zwischen Jazz und Swing dominieren die genannten Musiken, deren
kreative Ursprünge sicher in Böttchers Tanzorchester-Vergangenheit zu suchen sind.
Ähnlich naiven Charme versprühen die Lufthansa-Suite - vermutlich eine Auftragsarbeit
für das gleichnamige Flugunternehmen - und drei Bonus-Tracks, darunter das Hauptthema einer
populären Derrick-Episode.
Die musikalische Reise in die deutsche Kinounterhaltung (vorwiegend der 60er & 70er) ist vor allem ein Fest für Nostalgiker.
Natürlich sind die Partituren kompositorisch schlicht und in manchen Melodien eher
zuckrig-süß, denn ansprechend. Doch eine Bewertung (die wohl bei 2 bis 2 1/2 Sternen anzusiedeln
wäre), macht bei dieser Edition nur wenig Sinn. Gelobt werden soll hier vielmehr die feine
Initiative des Labels peermusic in der Aufbereitung deutscher Filmmusik sowie das schön gestaltete Booklet mit Originalfilmplakaten und
einem informativem Begleittext. (mr)