Um
Das nackte Brot geht es in der 1986 veröffentlichten
autobiographischen Erzählung des marokkanischen Schriftstellers Mohamed Choukri,
der von seiner Jugend in bitterer Armut in Tanger erzählt. Wegen des schonungslosen
Realismus und der Darstellung von Homosexualität damals in seiner Heimat verboten,
zählt das Buch mittlerweile zu den wichtigsten Werken der jüngeren Arabischen
Literatur. Der aus Algiers stammende Regisseur Rachid Benhadj hat sich des
Stoffes nun unter dem Original-Titel
Le Pain Nu
für die große Leinwand angenommen. Seine Verfilmung von 2004 wartet zwar
weiterhin auf einen deutschen Kinostart, die Filmmusik ist aber immerhin als Italien-Import
verfügbar.
Der 1950 in Deutschland geborene (aber mittlerweile zwischen Algerien, Tunesien
und Frankreich pendelnde) Safy Boutella verknüpft in seiner Komposition das Spiel
eines kleinen Streicherensembles mit orientalischer Folklore, typischen
Akkordeonstücken im Stile eines Nicola Piovani sowie moderner Klangsynthetik.
Besonders delikat sind ihm dabei die konzertanten Cello- und Violinsoli gelungen,
die in manchen Stücken wie dem die CD eröffnenden "Salafa" oder der
Abspannmusik einen besonders reizvollen Kontrast zur Folklore herstellen.
In diesen elegisch-melancholischen Passagen wird das lyrische Hauptthema der
Musik reizvoll konzertant verarbeitet. Leider sind es aber nur rund zehn Minuten,
die derart stark ansprechen. Die restliche halbe Stunde fällt
dem gegenüber deutlich ab. Ob nun Swing der 60er, brodelnde Klangsynthetik
oder das nette, aber letztlich wenig prägnante Akkordeonspiel: Der ambitionierte
Grundton der Streicherstücke fehlt hier leider. Etwas besser sind da noch
die Stücke, in denen die orientalische Folklore im Vordergrund steht, wobei
in ihnen elektronische Elemente, aber auch ätherische Vokalisen mitunter
verdächtig Richtung Media Ventures schielen. Immerhin wird da aber durchaus
stimmungsvoll auf arabischen Instrumenten musiziert.
Was am Ende bleibt sind zehn Minuten zauberhafter, streicherseliger Filmmusik
im Stile eines Ennio Morricone, die vom Rest der Musik allerdings stark
verwässert werden. Deshalb empfiehlt sich eine Suite der Höhepunkte
(z.B. die Stücke 1, 12, 17, 6), die man je nach Geschmack um die ansprechende Folklore erweitert. Auf diese Weise sollte man eine wirklich hörenswerte
Zusammenstellung erhalten.
Denn hörenswert ist die Musik zu Le Pain Nu trotz ihrer Wechselhaftigkeit allemal.
Besonders (aber nicht ausschließlich) in den konzertanten, klassizistischen Teilen macht sie neugierig darauf, mehr
von Safy Boutella kennenzulernen. (mr)