Die Gelegenheit, eine sinfonische Filmmusik für einen altmodischen Abenteuerfilm zu schreiben, bietet sich einem jungen Komponisten nicht alle Tage. Umso verständlicher ist also die Begeisterung John Debneys angesichts der Aufgabe, den Swashbuckler Die Piratenbraut zu vertonen. Dem vorher nur mit Fernsehproduktionen und kleinen Komödien betraute Komponist stand das London Symphony Orchestra mit großem Chor zur Verfügung. Gute Vorraussetzungen also für eine Abenteuermusik in guter alter Tradition.

eine gewaltige epische Partitur, einer Tour de Force des orchestralen Bombastes. Gleich schon im "Main Title" kommt Debney nach kurzer Einleitung ohne Umschweife zur Sache, stellt das Hauptthema mit dem gesamten Orchesterapparat und Chor vor. Die Musik kommt selten zur Ruhe; unaufhörlich treiben Blechbläser und Schlagwerk voran und gönnen dem Hörer kaum eine Ruhepause. Eine dieser wenigen Stücke ist "The Language of Romance", in der das Hauptthema in einer ruhigen Variation von Holzbläsern und Cembalo vorgetragen wird.
Natürlich erinnert die Musik an ihre offensichtlichen Vorbilder wie den Swashbuckler-Vertonungen Erich-Wolfgang Korngolds aus dem Golden Age (z.B. The Sea Hawk) oder Star Wars aus jüngerer Vergangenheit. Doch Debney bedient sich einer weitaus direkteren und weniger komplexen musikalischen Sprache. Diese geht zwar schneller ins Ohr, erscheint mir aber auch oberflächlicher. So beeindruckend die gewaltigen wortlosen Choräle und das heroische Heldenthema sind, so hoffnungslos überdimensioniert wirkt die Musik bisweilen. Dennoch macht das Spektakel Spaß und lyrische Stücke wie "The Funeral", "The Rescue" oder "Discovery of the Treasure" sorgen für wunderschöne romantische Elemente, die begeistern.
Cutthroat Island gehört zu den besten Abenteuermusiken der 90er Jahre. Auch wenn weniger manchmal mehr gewesen wäre, kann die aufwendige Komposition insgesamt überzeugen. Leider teilte sie das Schicksal des gefloppten Filmes, und auch Debney erhielt in der Folge keine vergleichbar interessanten Engagements. (mr)