Drei interessante Song-Alben jenseits der üblichen kommerziellen Erwägungen buhlen derzeit
um die Käufergunst: die CDs zu den Filmen
Broken Flowers,
Der Fischer und seine Frau
sowie
Rize.
Broken Flowers:
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CD-Cover |
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Die beste Song-Auswahl des Trios gehört wohl dem Jim Jarmusch-Film
Broken Flowers.
Der Regisseur höchstpersönlich hat hier alternative Musik-Stücke von den 60er Jahren bis in die
Gegenwart ausgewählt. Gleich drei Kompositionen stammen vom äthiopischen Künstler Mulatu Astatke,
der eine reizvolle Kombination aus Lounge-Musik und Jazz präsentiert. Reggae ("Ride your Donkey"
von The Tennors), eine Marvon Gaye-Version des Evergreens "I want you", etwas härterer Rock von
Brian Joneston Massacre und immer wieder neue Songs im Stil der 60er und 70er bestreiten das
restliche, recht abwechslungsreiche Programm. Ingesamt eine lässige CD abseits der üblichen
Mainstream-Pfade, die nicht nur für Jarmusch-Fans interessant sein dürfte.
Der Fischer und seine Frau:
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Der Fischer und seine Frau |
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Auch die Filmmusik zur neuen Doris Dörrie-Komödie
Der Fischer und seine Frau
versucht sich am Retro-Stil der 60er, 70er und 80er Jahre. Auch hier wurde weitgehend auf
große Namen verzichtet. Themengemäß sind die Songs aber leichtgewichtiger und eingängiger als bei
Broken Flowers. Obwohl die Auswahl nicht ganz so stilsicher ist wie die von Jim Jarmusch,
erfreut der Versuch, weniger bekannten Bands die Chance zu geben, sich zu präsentieren. Dabei
gibt es neben grundsolider Popkost auch einige weniger gelungene Stücke
- zum Beispiel der schrammelige Gitarrenrock von Jonas in "Grubby". Ohne zwei bekannte Namen geht
es am Ende aber dann doch nicht. Mit "I’m satisfied with you" von Hank Williams ist ein Klassiker
der 40er vertreten und dank der Talking Heads und "Stay up late" gibt es sogar einen Ausflug ins
Jahr 1985.
Rize:
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Rize |
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Wen so viel Vergangenheit langweilt, der bekommt beim Soundtrack zum Dokumentarfilm
Rize
die Gelegenheit, sich dem HipHop amerikanischer Subkulturen zuzuwenden. Der Film handelt von den
neuen Tanzstilen "Clowning" bzw. "Krumping", die Jugendlichen in den Straßen von Los Angeles
als lebendiger Ausdruck sozialer Unterdrückung dienen und eine neue Bewegung haben entstehen lassen.
Die Frage, ob diese mit der Zeit wie viele andere vor ihr fließend in den Mainstream integriert wird,
sei dahingestellt. Schon jetzt sind ein Popstar wie Christina Aguilera sowie
abgedroschene Coverversionen von "Oh Happy Day" und "Amazing Grace" auf dem Soundtrack vertreten. Doch der Rest
der Songs steht ganz im Zeichen eines wenig melodiösen HipHops, bei dem der Großteil von Flii Stylz
komponiert wurde. Der junge Künstler enstammt selbst der Clowning-Szene und war auch an der knapp fünfminütigen
Score-Suite beteiligt, die perkussive Kollagen, Klaviereinlagen und Synthieklänge vereint.
Am Ende ist
Rize aber vor allem eine CD für HipHop-Fans und von der Begeisterung des
Films angesteckte Kinogänger. Schade nur, dass im Booklet wieder
einmal die Texte nicht abgedruckt wurden. Dies hätte den Zugang zu den ansonsten sperrigen Liedern
denkbar erleichtert. (mr)