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Rezension

"Songalben September/Oktober 2005"

Broken Flowers &
Der Fischer und seine Frau &
Rize

Drei interessante Song-Alben jenseits der üblichen kommerziellen Erwägungen buhlen derzeit um die Käufergunst: die CDs zu den Filmen Broken Flowers, Der Fischer und seine Frau sowie Rize.

Broken Flowers:

Broken Flowers
CD-Cover
© Universal
Die beste Song-Auswahl des Trios gehört wohl dem Jim Jarmusch-Film Broken Flowers. Der Regisseur höchstpersönlich hat hier alternative Musik-Stücke von den 60er Jahren bis in die Gegenwart ausgewählt. Gleich drei Kompositionen stammen vom äthiopischen Künstler Mulatu Astatke, der eine reizvolle Kombination aus Lounge-Musik und Jazz präsentiert. Reggae ("Ride your Donkey" von The Tennors), eine Marvon Gaye-Version des Evergreens "I want you", etwas härterer Rock von Brian Joneston Massacre und immer wieder neue Songs im Stil der 60er und 70er bestreiten das restliche, recht abwechslungsreiche Programm. Ingesamt eine lässige CD abseits der üblichen Mainstream-Pfade, die nicht nur für Jarmusch-Fans interessant sein dürfte.

Der Fischer und seine Frau:

Der Fischer und seine Frau
Der Fischer und seine Frau
© EMI
Auch die Filmmusik zur neuen Doris Dörrie-Komödie Der Fischer und seine Frau versucht sich am Retro-Stil der 60er, 70er und 80er Jahre. Auch hier wurde weitgehend auf große Namen verzichtet. Themengemäß sind die Songs aber leichtgewichtiger und eingängiger als bei Broken Flowers. Obwohl die Auswahl nicht ganz so stilsicher ist wie die von Jim Jarmusch, erfreut der Versuch, weniger bekannten Bands die Chance zu geben, sich zu präsentieren. Dabei gibt es neben grundsolider Popkost auch einige weniger gelungene Stücke - zum Beispiel der schrammelige Gitarrenrock von Jonas in "Grubby". Ohne zwei bekannte Namen geht es am Ende aber dann doch nicht. Mit "I’m satisfied with you" von Hank Williams ist ein Klassiker der 40er vertreten und dank der Talking Heads und "Stay up late" gibt es sogar einen Ausflug ins Jahr 1985.

Rize:

Rize
Rize
© Lionsgate
Wen so viel Vergangenheit langweilt, der bekommt beim Soundtrack zum Dokumentarfilm Rize die Gelegenheit, sich dem HipHop amerikanischer Subkulturen zuzuwenden. Der Film handelt von den neuen Tanzstilen "Clowning" bzw. "Krumping", die Jugendlichen in den Straßen von Los Angeles als lebendiger Ausdruck sozialer Unterdrückung dienen und eine neue Bewegung haben entstehen lassen. Die Frage, ob diese mit der Zeit wie viele andere vor ihr fließend in den Mainstream integriert wird, sei dahingestellt. Schon jetzt sind ein Popstar wie Christina Aguilera sowie abgedroschene Coverversionen von "Oh Happy Day" und "Amazing Grace" auf dem Soundtrack vertreten. Doch der Rest der Songs steht ganz im Zeichen eines wenig melodiösen HipHops, bei dem der Großteil von Flii Stylz komponiert wurde. Der junge Künstler enstammt selbst der Clowning-Szene und war auch an der knapp fünfminütigen Score-Suite beteiligt, die perkussive Kollagen, Klaviereinlagen und Synthieklänge vereint. Am Ende ist Rize aber vor allem eine CD für HipHop-Fans und von der Begeisterung des Films angesteckte Kinogänger. Schade nur, dass im Booklet wieder einmal die Texte nicht abgedruckt wurden. Dies hätte den Zugang zu den ansonsten sperrigen Liedern denkbar erleichtert. (mr)

CD-Info "Broken Flowers":
Decca 988 3781
40:08 Min.

CD-Info "Der Fischer und seine Frau":
EMI 340042 0
68:12 Min.

CD-Info "Rize":
Silva Screen SILCD 1201
62:35 Min.