Eine Auftragsarbeit für Regisseur und Filmkomponist: Das ist Thor, einer der ersten Blockbuster der Sommersaison 2011.
In dem Superhelden-Spektakel nach einem Marvel-Comic verschlägt es den titelgebenden germanischen Donnergott zu einem Exil auf Erden.
Ob Shakespeare-Experte Kenneth Branagh als Regisseur an Thor die opulente Theatralik des Comics gereizt hat oder aber der Film
allein zur Finanzierung neuer Filmprojekte dienen soll, das lässt sich natürlich nur schwerlich sagen. Aber auch die Musik von
seinem Freund und langjährigem (
Thor ist die mittlerweile neunte Zusammenarbeit bei einem Kinofilm) Mitstreiter Patrick Doyle
lässt auf nur wenig Engagement und Herzblut schließen. Allzu thematisch sollte die Vertonung auf Wunsch der Produzenten
ohnehin nicht ausfallen, wie der Schotte bereits in einem Interview kurz vor dem offiziellen Filmstart zugab. Rund 150 Millionen Dollar
standen als Budget auf dem Spiel. So verwundert es kaum, dass den Produzenten über die ungewöhnliche Wahl des Regisseurs hinaus der
Mut zu ästhetischen Neuerungen fehlte. Und damit erweist sich
Thor musikalisch vor allem als eines: ein Zugeständnis an den
Massengeschmack.
Hans Zimmer und Co lassen freundlich grüßen. Die Komposition wird beherrscht von Pop-Rhythmen und heroisch-pathetische Hymnen
wie man sie derzeit allgegenwärtig im Popcorn-Kino antrifft. Vor allem im Mittelteil der Komposition erwartet den Hörer eine ganze
Reihe atmosphärischer Piecen und stereotyper Actionstücke. Das Erstaunliche daran ist aber, dass die Handschrift Doyles durchaus
erkennbar bleibt. Seine typische Ostinato-Technik, aber auch die zwar seltenen, aber vor allem gegen Ende zunehmenden lyrischen
Passagen erinnern immer wieder an frühere Arbeiten. Im triumphalen Finale findet sich im hämmernden Schlagwerk gar manche Parallele
zum Pendant der Hamlet-Vertonung von 1996. Auf der Habenseite der Vertonung steht zudem das eingängige heroische Heldenthema,
das die Musik zwar ohne sonderliche Variation durchzieht, sie aber dennoch effektvoll trägt. Und so besitzt die Thor-Musik in Teilen durchaus
einen gewissen Unterhaltungswert. Doch reicht das? Letztlich muss man ernüchtert resümieren, dass Doyle hier zu einer kompositorischen Vereinfachung
gezwungen war, die wehmütig an ausgefeiltere Musiken von ihm zurückdenken lässt. (mr)