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Rezension

"Die engsten Freunde und die bittersten Rivalen"

Jánnos Eolou:

Solino (2002) ***

Der neue Film von Jungregisseur Fatih Akin (Kurz und schmerzlos, Im Juli) schildert das Schicksal einer italienischen Familie, die in den 60er Jahren nach Deutschland migriert, um eine Pizzeria im Ruhrgebiet zu eröffnen. Im Mittelpunkt des Familienporträts steht vor allem die Beziehung der beiden Brüder, die um die Gunst der Eltern und später um die Liebe einer Frau wetteifern.

Die Filmmusik zu Solino steht ganz im Zeichen eines Nostalgietrips in die 60er Jahre. Italienischen Schlagern der Ära wie "Taranta Matrimola", "Saltarello" oder "Una Storia d'Amore" stehen deutsche und englische Lieder wie das naiv-rebellische "Ich will nicht werden was mein Alter ist" von Ton Steine Scherben, "House of the Rising Sun" oder "Mother Sky" gegenüber. Glücklicherweise wurden für den italienischen Kolorit weitestgehend keine allzu abgedroschenen Lieder ausgewählt, so dass die Kollektion als leichte - natürlich reichlich verklärte - Unterhaltung gefällt.

Neben dem abwechslungsreichen Song-Cocktail gibt es erfreulicherweise auch einen knapp 25-minütigen sinfonischen Score-Anteil. Für den war der Grieche Jánnos Eolou (geb. 1969), in seiner Heimat ein beliebter Theater- und Filmkomponist, zuständig. Die Musik versprüht sonnendurchfluteten italienischen Flair. In den schönen Streichermelodien, oftmals verziert von den Klängen einer akustischen Gitarre oder einem Akkordeon, erinnert sie sehr an die Filmkompositionen Ennio Morricones. Ähnlich wie es der Altmeister häufig gemacht hat, integriert auch Eolou schöne Gesangsanteile in seine Partitur, etwa im reizvollen Titelstück "Canto di Solino" oder in "Leaving Solino".

Solino ist eine einfache, aber nett gemachte Filmmusik. die als hübsches Höralbum gefällt. Besonders schön sind der "Solino"-Walzer und das scherzohafte "The Pizzeria has a Name". Etwas schwächer wirken dagegen die Anteile, in denen Eolou auf elektronische Hilfe zurückgreift: Das synthetische Klavier in "Giancarlo to Solino" oder die Klangeffekte in "Rosa leaves Germany" fallen gegenüber dem Rest doch etwas ab. Das dürfte den Unterhaltungswert allerdings kaum schmälern. Solino bietet zwar keine große Kinosinfonik, dafür aber ein nettes klingendes Häppchen für zwischendurch. (mr)

BMG 74321 97113 2
The Bulgarian Symphony Orchestra
Dirigent: Tadeusz Strugula
68:56 Min.

Filminfo
Regie: Fatih Akin
Darsteller: Barnaby Metschurat, Moritz Bleibtreu

Tracklist:

  1. Canto di Solino (Score) (3:12)

  2. (ft. Barbara Vitali)
  3. Una Storia d'Amore (5:46)

  4. performed by Costazo
  5. Uno per tutte (2:59)

  6. performed by Emilio Pericoli
  7. At the Cellar (Score) (1:23)
  8. La Bambola (3:03)

  9. performed by Patti Pravo
  10. Leaving Solino (Score) (2:15)

  11. (ft. Vittario Grigolo)
  12. The Boys at the Hill (Score) (0:55)
  13. Saltarello (3:01)

  14. performed by Alfredo Durante & Filippo Morante
  15. Taranta Matrimoniale (1:59)

  16. performed by Antonio de Giorni & Band
  17. The Pizzaria has a Name (Score) (1:50)
  18. Il Tempo se ne va (3:45)

  19. performed by Costazo
  20. Mother Sky (6:41)
    performed by Can
  21. Ich will nicht werden was mein Alter ist (5:03)

  22. performed by Ton Steine Scherben
  23. House of the Rising Sun (2:42)

  24. performed by Schade's Pigband
  25. Rosa leaves Romano (Score) (1:11)
  26. Giancarlo didn't come (Score) (1:44)
  27. La Partita di Pallone (2:15)

  28. performed by Rita Pavone
  29. Boys leaves the Family House (Score) (1:19)
  30. Rosa leaves Germany (Score) (1:35)
  31. Rosa and Gigi (Score) (2:18)
  32. Giancarlo to Solino (Score) (2:23)
  33. Sereno é (3:54)

  34. performed by Drupi
  35. Solino Waltz (Score) (3:13)