Grey Owl ist mittlerweile die fünfte Zusammenarbeit zwischen dem Komponisten George Fenton
und dem Regisseur Richard Attenborough nach
Ghandi,
Cry Freedom,
Shadowlands und
In Love and War. Die Filmbiographie über den Indianer Grey Owl floppte an den Kinokassen.
Kritiker bemängelten einen fehlbesetzten Pierce Brosnan und eine zähe, langatmige
Inszenierung.
Die Musik von George Fenton, so kurios es klingen mag, orientiert sich
musikalisch an seiner Vorjahresmusik für das märchenhafte Epos Anna and the King. Natürlich werden die
asiatischen Folkloreelemente durch entsprechende amerikanische ersetzt,
doch gerade in ihren schönen romantischen Themen sind sich beide Partituren
doch recht ähnlich.
Grey Owl ist eine ruhige wie nuancierte Musik (erinnert phasenweise
auch ein wenig an Mark Ishams Komposition zu Nell), die immer dann besonders schön ist,
wenn das Orchester das epische Leitthema des Filmes aufnimmt, wie etwa in den "Opening Titles"
oder in der Klaviervariation im "End Title". Doch über weite Strecken bleibt die
Musik mit sanften, fast sphärischen Harfen- und Flötenlängen unaufdringlich im Hintergrund
und erzeugt eine angenehme aber manchmal auch etwas monotone Stimmung.
Gelungen ist die amerikanische Folklore in "Savage Shake in Shoes", doch meistens beschränkt
sich das Lokalkolorit auf ferne Trommeln und andere Percussion.
Mit den üppigen Kompositionen von Anna and the King oder Ever After lässt sich
Grey Owl kaum vergleichen. Trotz hörenswerter Momente mangelt
es Grey Owl an musikalischer Abwechslung. Die nur in Deutschland erschienene CD-Veröffentlichung
von Label X ist deshalb nur mit Einschränkungen zu empfehlen. (mr)