Filmmusik für das Fernsehen ist in Deutschland bis auf wenige Ausnahmen eine Sache
von (meist elektronischen) Low Budget-Produktionen oder vermarktbaren Song-Kompilationen.
Letzteres muß nicht zwangsläufig schlecht sein, wie zum Beispiel die in dieser
Hinsicht vorbildliche Musikverwendung in
Magnolia gezeigt hat. Extra für den Film
von Paul Thomas Anderson hat die Songwriterin Aimée Mann Lieder komponiert, die auf
brillante Weise Szenen akzentuieren und in ihrer Wirkung steigern. Freilich ist diese
Qualität eher die Ausnahme, denn die Regel. Meist werden die Songs in Filmen allein
dafür benutzt, die zugehörige Soundtrack-CD zu verkaufen.
Diesbezüglich irgendwo in der Mitte befindet sich der Schauspieler-Liedermacher Michael Fitz
mit seinen vier englischsprachigen Liedern, die er für die Fernsehserie Die Bögers
geschrieben hat. Da keine eigene Soundtrackveröffentlichung vorgesehen ist, findet sich
dieses Material auf dem neuen, Gleichgewicht betitelten, Studioalbum des Sängers
wieder.
Es handelt wie die Serie von Liebe und Beziehungsproblemen. Das ist musikalisch
nett anzuhören, aber auch ein wenig harmlos. Der Verdacht auf routinierte Auftragsarbeit
liegt hier schnell nahe. Besser sind die von der Serie unabhängigen, meist in Deutsch
gesungenen, Lieder. In ihnen geht es um Selbstfindung, darum, das eigene "Gleichgewicht" zu finden.
Im schönsten Lied der CD, "Die Wand", verschmilzt eine schöne Melodie mit dem gelungenen
und kritischen Text. Hier deutet sich an, was auch für Die Bögers möglich gewesen wäre,
hätten die Macher nur den nötigen Mut zum Ungewöhnlichen gehabt. Doch da man in Deutschland ist,
muß vermutlich englisches Liebes-Tralala gesungen werden, um ein größeres Publikum zu erreichen.
Wer Lust auf bodenständigen, aber unterhaltsamen Pop-Rock aus Deutschland hat, der sollte
bei Michael Fitz dennoch mal reinschnuppern. Vielleicht ein lohnenswerter Blick über
den "Tellerrand". (mr)