Mit dem Riesenerfolg und der Oscarnominierung für den rasanten Pixarspaß
Ratatouille (2007)
dürfte Michael Giacchino endgültig den Durchbruch in der Filmmetropole Hollywood geschafft haben. Seine Engagements
gewinnen mittlerweile zunehmend an Prestige. Nach dem dritten
Mission: Impossible-Streifen vom
vorletzten Sommer und
Ratatouille, folgt nun mit
Speed Racer der neueste Film der von der
Matrix-Trilogie bekannten oder besser berüchtigten Wachovsky-Brüder. Die
Speed Racer
basieren auf einer gleichnamigen, billig animierten japanischen Zeichentrickserie um Autorennen aus den späten 60er Jahren,
die in den USA offenbar Kultstatus besitzt. Auf der Höhe der Zeit bietet die Neuauflage ein mit
echten Schauspielern (u.a. immerhin Susan Sarandon, John Goodman und Christina Ricci) besetztes 3D-Kino, in denen
offenbar zahlreiche animierte Autos in "Pixel-Schrott" verwandelt werden.
Schon bei den Unglaublichen - The Incredibles parodierte Giacchino so rasant wie
pfiffig die Klischees der Bond-Musiken der 60er Jahre, die er zugleich unmerklich in eine zeitgemäße Tonsprache übertrug.
So verwundert es kaum, dass er mit Speed Racer in der energetischen Mischung aus Big Band-Elementen und Orchestralem eben genau
an diese Musik anknüpft. Den Charme der Incredibles vermag die neue Arbeit Giacchinos
jedoch nicht ganz zu erreichen. Dafür mangelt es ihr am ironischen Augenzwinkern und mitreißenden bzw. tragfähigen
thematischen Einfällen. Rast- und ruhelos und mit für einen Filmstoff wie diesen unnötigem Ernst treibt Giacchino die
Leinwandaction voran. Ein Ostinati jagt mit zum Teil frenetischen Tempi das Nächste. Ruhepausen zum Atemholen gibt
es dabei kaum und wenn sind diese von flächigem, atmosphärisch gehaltenen Streicherspiel gekennzeichnet.
Ein Lob verdient dagegen die lebendige, abwechslungsreiche Orchestrierung, die einen großen Teil vom musikalischen
Drive der Speed Racer ausmacht: die vielseitig gestaltete Rhythmik, die mitunter reizvoll vom Schlagwerk
auf "kleine" Instrumente wie das Xylophon wechselt, aber auch das routinierte, manchmal fulminante Zusammenspiel von
Blechbläsern, Streichern und Schlagwerk. Geschickt bewahrt Giacchino den Geist der originalen Fernsehserie:
Das Schlussstück, ein charmantes neues Arrangement des Titellieds, aber auch die Einbindung des simplen
Themas in seine Partitur dürften nicht zuletzt Fans der Urserie (die übrigens in Deutschland in den 70er Jahren
aufgrund zahlreicher Proteste aufgebrachter Eltern schnell wieder abgesetzt wurde) erfreuen. Die ganz große
Begeisterung mag sich aber dennoch nicht einstellen. Zu sehr im Geiste der Unglaublichen
und vor allem zu schnell und bombastisch sind die Speed Racer geraten. (mr)
Varèse Sarabande VSD-6898
The Hollywood Studio Symphony
Dirigent: Tim Simonec
60:26 Min.
Filminfo:
Deutscher Titel: "Speed Racer"
Regie: The Wachovsky Brothers
Darsteller: Susan Sarandon, John Goodman
Tracklist:
- I Am Speed (0:37)
- World's Best Autopia (1:15)
- Thunderhead (3:07)
- Tragic Story of Rex Racer (4:49)
- Vroom and Board (3:38)
- World's Worst Road Rage (2:41)
- Racing's In Our Blood (1:52)
- True Heart of Racing (4:05)
- Casa Cristo (4:02)
- End of the First Leg (2:20)
- Taejo Turns Trixie (1:37)
- Bumper to Bunper, Rail to Rail (3:07)
- The Maltese Ice Cave (2:04)
- Go Speed, Go! (1:24)
- He Ain't Heavy (1:45)
- 32 Hours (3:49)
- Grand Ol' Prix (6:13)
- Reboot (3:08)
- Let Us Drink Milk (4:33)
- Speed Racer (4:21)