Nach dem Erfolg von
Shrek (2001) war es nur eine Frage der
Zeit, bis eine Fortsetzung in die Kinos kommen würde. Im Sommer 2004 war es soweit: Die
Begegnung des grünen Ogers mit den Schwiegereltern seiner frisch geehelichten Fiona startete
in Deutschland. War der erste Teil noch ein witzig-freches Märchen mit zahlreichen
Seitenhieben auf das Disney-Imperium, sind Shrek, Fiona und Esel im Sequel vollständig
im Pop-Mainstream angekommen. Das neue Abenteuer schwächelt nämlich nicht nur in Sachen
Story, sondern besitzt auch den weitaus weniger bissigen Humor und fällt durch manche etwas
überzogen überdrehte Szene unangenehm auf. Für eine harmlos nette Unterhaltung mit witzigen Momente
taugen die Eskapaden von Oger und Esel aber immer noch. An der Kasse war
Shrek 2 ein
voller Erfolg, so dass ein dritter Teil unvermeidlich sein dürfte.
Harry Gregson-Williams, der beim ersten Teil noch mit John Powell zusammenarbeitete, hat
die Musik dieses Mal im Alleingang geschrieben. Seine Vertonung wirkt im Film allerdings
recht unscheinbar, ist eher leise abgemischt und kommt zwischen den zahlreichen Popsongs
kaum zur Geltung. Nach dem Kinobesuch war deshalb durchaus die Frage berechtigt, ob die neue
Musik überhaupt eine sinnvolle CD würde füllen können. Wer nun jedoch das mit einiger Verspätung
veröffentlichte Score-Album von Varèse Sarabande hört, wird von einer erstaunlich pfiffigen
und charmanten Musik überrascht. Gregson-Williams bleibt der Konzeption des ersten Teils
treu und präsentiert eine bunte Mischung aus Mickey Mousing, schönen Streichermelodien,
(erneut mit Choreinlagen und Vokalisen) sowie einigen Actionstücken für die dramatischen Szenen.
Er stützt sich dabei im Wesentlichen auf das Hauptthema und das "Wahre Liebe"-Motiv aus dem
ersten Teil, dem er ansprechende Variationen abgewinnt. Doch es gibt auch eine Reihe
neuer Elemente: Sehr reizvoll sind die höfische Fanfare und der Choral für die Ankunft im
"Königreich weit, weit weg" geraten. Der an Rossini erinnernde Walzer für das Familiendinner,
ein spanisches Gitarrensolo für den Auftritt des gestiefelten Katers und eine swingende
Jazzversion des Hauptthemas (Track 14) sorgen für weitere Abwechslung. Dazu gibt es eine
melancholische Klaviermelodie (Track 10), die in einer Szene den auf den Kater eifersüchtigen
Esel begleitet und in Folge gleich mehrfach auftaucht.
Trotz allem halten sich die Neuerungen jedoch in Grenzen. Die Vertonung verzichtet auch nicht ganz
auf Redundanzen, denn einige musikalische Lösungen sind denen des Vorgängers doch recht ähnlich
geraten. Auch in der Detailliertheit der Orchestrierung zieht Shrek 2 im Vergleich
den Kürzeren. Doch wegen dieser Einschränkungen von einem faden Aufguss zu sprechen, wäre
wohl falsch. Als sympathisches, schön fließendes Höralbum verdient die Musik durchaus eine
Empfehlung. (mr)
Varèse Sarabande VSD-6629
Dirigent: Harry Gregson-Williams
40:35 Min.
Filminfo:
Regie: Andrew Adamson, Kelly Asbury, Conrad Vernon
Tracklist:
- Prince Charming (2:03)
- Leaving Home (1:10)
- Far Far Away (1:42)
- Family Dinner (2:08)
- Fiona's Room (0:59)
- We Need to Talk (1:30)
- The Poison Apple (1:17)
- The Factory (1:38)
- By the Ol' Oak (2:00)
- Annoying Talking Animal (2:42)
- The Potion Room (2:26)
- Deep Fried (1:58)
- Not Meant to Be (2:46)
- The Ball (1:07)
- The Prince of her Dreams (2:13)
- Tonight on "Knights" (0:46)
- Magic Tea (1:47)
- The Mission (1:30)
- Muffin Man (1:07)
- Get the Wand (2:05)
- All is Revealed (3:14)
- Dragon! (0:37)