Mit
X-Men Origins - Wolverine startete Ende April 2009 mittlerweile der vierte Film im erfolgreichen
Franchise um die populären Mutanten-Helden in den Kinos. Im Mittelpunkt des Prequels steht die Vorgeschichte der
ersten drei Teile, genauer gesagt die Vorgeschichte der Figur Wolverine. Ganz in der Tradition der bisherigen Filme,
wurde wieder ein neuer Komponist verpflichtet, um die Musik zu schreiben. Die Wahl der Produzenten fiel dieses Mal
auf Harry Gregson-Williams,
der die Nachfolge von Michael Kamen, John Ottman und John Powell antritt. Wenig überraschend knüpft sein
Vertonungskonzept weder thematisch noch stilistisch an die Vorgänger an. Kurioserweise steht die Wolverine-Musik in
ihren heroischen Pop-Hymnen über einem teils orchestralen, teils synthetischen Fundament dem musikalischen
Klangkosmos von Hans Zimmer besonders nahe. Auch den Hang zum Sound Design und das elegische Pathos des raunenden
Chores kennt man nur zu gut aus der Musik-Werkstatt des Deutschen. In den rockigen Rhythmen mag man darüber hinaus
ein ums andere Mal an Brian Tyler denken, wobei auch die eigenen Arbeiten von Gregson-Williams im Action-Genre
nie sonderlich weit weg sind.
Während das heroische Hauptthema die Vertonung vor allem zu Beginn und Ende noch einigermaßen zu tragen weiß,
verliert sich diese über weite Strecken immer mehr in generischen Action-Standards, wie sie beliebiger kaum
sein könnten. War John Powells Vertonung des dritten Teils bereits in ihrer lärmenden, überbordenden Opulenz sehr
problematisch, aber immerhin noch solide auskomponiert, macht sich Harry Gregson-Williams kaum mehr die Mühe,
über das reine Kombinieren genreüblicher Vertonungsschablonen hinauszugehen. Dies ist besonders schade,
da dem Komponisten ein großes Orchester samt Chor zur Verfügung stand, welches hinter der perkussiven Rhythmik
jedoch kaum zur Entfaltung gelangt. Eine Musikdramaturgie oder eine thematisch-motivische Entwicklung fehlen ohnehin
völlig. So präsentiert Harry Gregson-Williams mit X-Men Origins - Wolverine eine Action-Musik, die zwar
routiniert alle gängigen Standards im Action-Mainstream-Kino abarbeitet, in ihrer Austauschbarkeit
aber sowohl im Franchise der X-Men als auch in der Flut gegenwärtiger Filmmusik-Veröffentlichungen
untergeht. (mr)
Varèse Sarabande VSD-6967
The Hollywood Studio Symphony
Dirigent: Harry Gregson-Williams
45:34 Min
Filminfo:
Regie: Gavin Hood
Darsteller: Hugh Jackman, Liev Schreiber
Tracklist:
- Logan Through Time (4:19)
- Special Privileges (1:57)
- Lagos, Nigeria (5:10)
- Wade Goes to Work (1:28)
- Kayla (2:53)
- Victor Visits (2:06)
- Adamantium (4:16)
- Agent Zero Comes for Logan (3:08)
- Logan Meets Gambit (4:34)
- To the Island (3:46)
- Deadpool (4:10)
- The Towers Collapse (3:22)
- Memories Lost (3:01)
- "I’ll Find My Own Way" (1:24)