Fritz Langs berühmter Stummfilm
Metropolis von 1927 gehört nicht nur
zu den Meilensteinen der Filmgeschichte, sondern besitzt auch auf das heutige Kino
einen nachhaltigen Einfluss. Der Versuch eines Remakes überrascht deshalb wohl
kaum. Das dieses ausgerechnet als Anime geschieht, allerdings umso mehr.
Der Japaner Târo Rin hat sich an eine Neuverfilmung nach dem 1947-49 entstandenen Comic
seines Landsmannes Osamu Tezuka gewagt. Das Ergebnis ist seit kurzem in den deutschen
Programmkinos zu bewundern.
Für die Musik des ambitionierten Zeichentrickfilms war der 1957 in Tokio
geborene Toshiyuki Honda zuständig. Das Konzept ist höchst interessant
und ebenfalls gewagt: In der Komposition mischt sich Dixyland Jazz mit
der kühl-modernistischen Tonsprache des Sinfonieorchesters. Wichtiges Bindeglied
zwischen beiden musikalischen Welten ist das etwas spröde, aber prägnante
Hauptthema. Überaus raffiniert überträgt Honda dieses von den Jazzstücken
in die orchestralen Anteile.
Doch auch innerhalb der sinfonischen Welt gibt es gelungene Variationen des Hauptthemas
vom düsteren "Foreboding" über den Marsch in "Ziggurat" bis hin zur lyrischen
Ausprägung in "Sympathy" oder "Three Faced of ´Zone´". Der kuriose, schrille
Jazz in "El Bombero" die euphorische Fanfare in "Propaganda und der Modern Jazz
in "Run" sorgen darüber hinaus für einige Abwechslung.
Die exzellente Orchestrierung verleiht der Musik zusätzlichen Pfiff.
Die enge Verflechtung
der von Blechbläsern sowie Schlagwerk geprägten Sinfonik mit Dixyland- und modernem Jazz
ist eine spannende musikalische Reflektion des Themas "Großstadt".
Gerade mit mehrmaligen Hören entwickelt die Komposition einige Hörqualitäten, offenbart
sich wie geschickt Honda Jazz und Sinfonik miteinander verknüpft hat.
Fernab der mitunter ausgetretenen Pfade traditioneller Kinosinfonik präsentiert
Robotic Angel ungewöhnliche Filmmusik. Auch wenn die düster-melancholische
Einspielung des Metropolitan Queens Orchestra anfangs etwas spröde wirken mag: Hier lohnt sich das Einhören.
Robotic Angel ist die erste dicke filmmusikalische Überraschung des Jahres -
eine packende Komposition vor allem (aber nicht ausschließlich) für Hörer, die ungewöhnlichen
Kompositionen offen gegenüberstehen. (mr)
Milan 74321 97211 2
Metropolitan Queens Orchestra & Metropolitan Voices
Dirigent: Katsuaki Nakatani
59:18 Min.
Filminfo:
Regie: Târo Rin
Tracklist:
- Metropolis (4:08)
- Foreboding (2:42)
- Ziggurat (2:55)
- Going to "Zone" (2:03)
- Sniper (3:04)
- El Bombero (2:20)
- Three-Faced of "Zone" (5:12)
- "Zone" Rhapsody (2:18)
- Hide out (1:30)
- Run (3:18)
- St. James Infirmary (3:02)
(composed by Joe Primrose)
- Sympathy (1:37)
- Snow (6:53)
- Propaganda (1:07)
- Chase (2:18)
- Judgement (1:36)
- Awakening (1:38)
- Fury (3:07)
- After all (3:42)
- There'll never be Good-Bye "The Theme of Metropolis" (4:38)