James Horner lässt sich manchmal mit einem Zauberer vergleichen, der seine Trick
mehrere Male zu oft wiederholt und damit überstrapaziert hat. In den letzten Jahren kamen seine
Filmmusiken selten über solides Handwerk hinaus. Selbst eingefleischte Fans des
Komponisten stoßen sich zunehmend an den immer gleichen musikalischen Phrasen und Motiven
sowie der Ideenlosigkeit in der Orchestrierung.
Dabei sind die meisten seiner Partituren alles andere als ungenießbar. Im Gegenteil:
Routiniert ausgearbeitet, bieten sie fast immer schöne wie stimmungsvolle
Hörerlebnisse.
Wer nur wenige Filmmusiken Horners kennt, könnte deshalb auch leicht sein neuestes Werk
überschätzen. Für Ron Howards mit vier Oscars (u.a. Bester Film) ausgezeichnetes
Drama A Beautiful Mind schrieb Horner einen ruhigen, verhaltenen Score, der mit
einem schönen Hauptthema, hübschen Vokalisen der jungen Opernsängerin Charlotte Church
sowie eleganten Streicherpartien bei einfach gestalteter Klavierbegleitung aufwartet.
Das ist alles sehr stimmungsvoll und nett anzuhören, aber eben auch alles andere als neu.
Obwohl der Film eine ganz andere Thematik besitzt, verwendet Horner Melodien, die denen
aus Titanic (1997) und Braveheart (1995) frappierend ähneln. Die Vokalisen sind eine Mischung
der in Apollo 13 (1995) und Titanic gehörten. Alles schon einmal dagewesen also.
Viel Abwechslung bietet die über siebzig Minuten überlange Soundtrack-CD dazu nicht.
Umso erstaunlicher, daß Horners Score mit dem Erfolg des Filmes auch für den Golden Globe
und den Oscar nominiert wurde. Dies ist wieder einmal ein Beweis dafür, wie sehr der Erfolg des
Filmes auch den Erfolg des Soundtracks bestimmt. Ob dies verdient ist oder nicht, scheint
dabei letztlich nur eine untergeordnete Rolle zu spielen.
Sei es drum. Wer noch einen neuen James Horner im Stile seiner ruhigen
Musiken sucht, kann hier unbesorgt zugreifen. Solange er zumindest keine nennenswert
neuen Akzente erwartet... (mr)