Es ist schon kurios, dass Fans von James Horner bereits jede
Filmmusik des Komponisten feiern, in der dieser einmal nicht auf seine üblichen
Manierismen - zum Beispiel das Gefahrenmotiv oder eine Variation des Liebesthemas
aus
Braveheart - zurückgreift. So geschehen, als
Glück in kleinen Dosen -
The Chumscrubber - eine Satire auf den "American Way of Life" - Ende 2005
in den US-Kinos Premiere feierte und die Fans einen "ganz anderen neuen
Horner" umjubelten. Tatsächlich ist Horners Arbeit (deutscher Kinostart ist Oktober 2006)
gegenüber orchestralen Großkalibern wie
Troy oder
Flightplan ein angenehmes Leichtgewicht
- eine mit kleiner Besetzung (im Booklet ausgewiesen: Klavier, Gitarre &
Synthesizer, für die anderen Instrumente wie Streicher, Glockenspiel und Saxophon
wurden offenbar Samples eingesetzt) eingespielte Miniatur, die mit Subtilitäten
und Feinsinnigem statt groben Orchesterhandwerk besticht.
Im Mittelpunkt der Komposition steht ein kleiner varieté-hafter "Valse triste",
der vom Saxophon über gezupften Streichern in "Speading all over the World"
vorgestellt wird und den Horner im Verlauf der Partitur immer wieder zitiert.
Es ist ein eingängiger melodischer Einfall, der ein wenig an Danny Elfman
denken lässt, ohne gleich die üblichen Plagiatsvorwürfe zu provozieren.
Immer wenn Horner mit dem Thema arbeitet, bereitet die Musik einigen Spaß.
Leider verliert sie sich jedoch oftmals auch in wummernd-lärmenden Geräuschkulissen
(zum Teil gar krachende E-Gitarren),
die den Hörfluss häufig empfindlich stören. Sicher sind dies Stilmittel,
die im Film dem Verfremdungseffekt dienen und somit auch ihre Berechtigung
haben. Auf CD funktioniert derartiges aber nur bedingt. Immerhin gelingen
Horner als Ausgleich ein paar einfache, aber durchaus reizvolle Klavierspielereien
(der "Meister" greift höchstpersönlich in die Tasten), die zwar ein wenig an Thomas Newman und
Eric Satie erinnern, letztlich aber doch recht eigenständig ausfallen.
Für einen überwiegend synthetischen Score ist der Chumscrubber
erfreulich feinfühlig. Der Unterschied zwischen gesampleten
und echten Instrumenten lässt sich sogar kaum heraushören. Ärgerlicherweise
sind es aber wiederum die Geräuscheffekte und atmosphärischen Klangflächen,
die den Gesamteindruck deutlich verwässern und einen unangenehmen Beigeschmack
hinterlassen. So ist es sehr schade, dass Horner hier nicht einen durchgängigeren
Vertonungsansatz gewählt hat bzw. wählen durfte. Die netten, aber kaum markanten
thematischen Einfälle hängen vielfach arg in der Luft, und die Komposition droht zu
zerfasern. Unterm Strich bleibt der Chrumscrubber
deshalb trotz vielversprechender, guter Ansätze hinter den Möglichkeiten
zurück. (mr)