Das Westerngenre erlebte Anfang der 90er Jahre eine kurze Wiederbelebung mit Filmen wie Der mit dem Wolf tanzt (1990) oder Erbarmungslos (1992). An deren Erfolg wollte auch Lawrence Kasdans Filmbiographie über das Leben des legendären Sheriffs Wyatt Earp anknüpfen. Doch der Film scheiterte an den Kinokassen gleichermaßen wie bei der Kritik. Dabei ist das dreistündige Epos besser als sein Ruf. Trotz einem zum Teil etwas überzogenem Pathos, liefert es solide, schön bebilderte Western-Unterhaltung.

In der Retrospektive wichtiger als der Film ist seine Musik. Wyatt Earp bot nämlich seinem Komponisten James Newton Howard erstmals die Gelegenheit, mit einem großen Orchester zu arbeiten. Er hat die Chance genutzt. Die epische Musik begeistert mit weit geschwungenen Melodiebögen, reizvoller Folklore und packender Dramatik. Altbekannte Westernklischees à là Die glorreichen Sieben vermeidet Howard erfreulicherweise weitgehend. Seine Arbeit ist deshalb eine zeitgemäße, den Traditionen aber dennoch verhaftete Filmmusik.

Das majestätische Hauptthema, gleich im "Main Title" zu hören, steht im Zentrum der Musik. Es ist toll anzuhören, wie mitreißend es in "The Wagon Chase" variiert wird. Doch auch sonst geizt die Partitur nicht mit musikalischen Einfällen. Der reizvolle irische Tanz in "Railroad" etwa, das schöne Violinensolo in "Is this your hat?" oder das warme Liebethema in "The Wedding" sind nur einige von zahlreichen Höhepunkten.

Wyatt Earp ist die erste wichtige Filmpartitur James Newton Howards. Wer neuere Werke des Komponisten wie Dinosaurier hört, wird deren Ursprünge in Dave (1993) und Wyatt Earp finden.

Die CD-Veröffentlichung von Warner Bros. ist leider längst vergriffen. Doch die Suche lohnt sich. Denn Wyatt Earp ist eine der besten Howard-Filmmusiken. (mr)