Die Machenschaften eines international operierenden Pharmakonzerns in Afrika stehen im
Mittelpunkt des neuen Films
Der Ewige Gärtner von Fernando Meirelles (
City of God),
nach einem Roman des Bestseller-Autors John Le Carré. In der fiktiven, aber hochaktuellen
Geschichte benutzt ein verbrecherisches Unternehmen Afrikanische Patienten als Versuchskaninchen
für ein noch nicht ausgereiftes Tuberkulose-Medikament, welches unerwünschte Nebenwirkungen besitzt.
Als die engagierte Frau eines britischen Regierungsbeamten dem Tod verschiedener Patienten auf die
Schliche kommt und ermordet wird, beginnt ihr Ehemann mit eigenen Nachforschungen.
Die überraschend für den Oscar nominierte Vertonung des für seine Zusammenarbeit mit Pedro
Almodovar bekannten Komponisten Alberto Iglesias überzeugt mit einer geschickten Fusion von
sparsam instrumentierten Spannungsvertonungen und afrikanischer Folklore. Der Tonfall der Musik
ist dabei sehr zurückhaltend und nachdenklich. Dem traurigen Thema gemäß gibt es hier keine
mitreißenden Gesangsstücke wie sie noch in "Afrika"-Musiken wie Hans Zimmers The Power of One
oder James Newton Howards Dinosaurier (2000) zu hören waren. Auch markante,
herausstechende Themen sucht man vergebens. Stattdessen setzt Iglesias auf subtile
Spannungsuntermalungen, in denen die afrikanische Perkussion mit transparenten Instrumentsoli
eine faszinierende Liaison eingeht. Die Vielfalt dieser Soli gibt der Musik ihr Charisma:
Pointiert musizieren Violine, die türkische Klarinette oder in jazzigen Einsprengseln das
Saxophon über der abwechslungsreich gestalteten Rhythmik. Dazu gibt es lakonisches Gitarrenspiel,
Vokalisen des afrikanischen Sängers Ayub Ogada, der auch zwei introvertierte Lieder beisteuert,
und kurze elegische Streichermelodien. Es ist aber vor allem der unverwechselbare Drive der
Afrikanischen Folklore, der der Musik seinen besonderen Stempel aufdrückt.
Da Iglesias auf eine durchgehende motivische Verarbeitung weitgehend verzichtet, gibt es über
die lange Laufzeit von 70 Minuten zwangsläufig einige rein filmdienliche, eher atmosphärische
Stücke. Doch gerade das mehrmalige Hören der Filmmusik rückt diese Schwächen in den Hintergrund.
Dann wird nämlich erst deutlich, mit welchem Geschick der Spanier die vielen kleinen
Suspense-Stücke komponiert hat und wie subtil er motivische Akzente setzt und Stimmungen
auslotet, ohne dabei in die üblichen Klischeefallen des Genres zu tappen. Das Unprätentiöse ist
vielleicht das größte Plus dieser ruhigen Vertonung, deren Qualität sich nicht auf Anhieb
erschließt und der man deshalb etwas Zeit geben muss. Eine Mühe, die sich lohnt. (mr)
EMI/Higher Octave Music 0 9463 36887 2 8
London Session Orchestra
Dirigent: Alberto Iglesias
74:13 Min.
Filminfo:
Deutscher Titel: "Der Ewige Gärtner"
Regie: Fernando Meirelles
Darsteller: Ralph Fiennes, Rachel Weisz
Tracklist:
- Tessa's Death (2:15)
- Roadblock I (2:40)
- To Germany (3:23)
- Tessa in the Bath (4:12)
- Jomo Gets an HIV Test (1:00)
- Dicholo (3:14)
(written and performed by Ayub Ogala)
- We'll Both Be Dead By Christmas (2:37)
- Motorbike (1:07)
- To Airport (2:34)
- Funeral (2:22)
- Three Bees Testing (3:10)
- Sandy Goes to the Hospital (1:37)
- Kothbiro (5:34)
(written by Mbarak Achieng, performed by Ayub Ogala)
- Justin Returns to the House (3:17)
- Raid (5:21)
- Destruction (2:00)
- To Loki (1:15)
- Kindergarten (3:36)
- Hospital (3:00)
- Kenny Curtis (3:00)
- Landing in Sudan (1:58)
- Justin's Breakdown (3:46)
- Justin's Death (3:24)
- Dropped Off at Turkana (2:30)
- Roadblock II (3:30)
- Procession (1:40)