Der Spanier Pedro Almodovar nimmt unter den europäischen Regisseuren eine
Ausnahmestellung ein. Jedem seiner Filme wird in den Programmkinos ähnlich entgegen gefiebert
wie einem neuen Projekt von Woody Allen oder David Lynch. Zu den bekanntesten Almodovar-Filmen
gehören
Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs (1989),
Alles über meine Mutter
(Oscar für den besten fremdsprachigen Film 1999) und
Kika (1994). Im Mittelpunkt
seiner Filme stehen fast immer Frauen und deren Beziehungsleben. Mit schrillen, skurrilen
Figuren, lakonischem Humor und meist bittersüßen Geschichten (in der Regel vor gesellschaftskritischem oder
politischen Hintergrund) besitzen sie einen ganz eigenen Charme.
Ähnlich wie die Regiearbeiten Woody Allens sind auch die Filme Almodovars anfangs
etwas gewöhnungsbedürftig, gewinnen aber mit mehrmaligem Sehen. Der neueste Streich
des Spaniers ist das Liebesdrama Hable con ella - Sprich mit ihr, das seit August 2002
in den deutschen Kinos zu sehen ist. Anders als in den vorangegangenen Werken Almodovars
stehen hier zwei unglücklich verliebte Männer im Zentrum der Handlung. Die Herzen der Beiden schlagen
nämlich für Frauen, die im Koma liegen.
In seiner vierten Zusammenarbeit (nach Mein blühendes Geheimnis (1995), Mit Haut und Haar (1997)
und Alles über meine Mutter (1999)) mit dem Regisseur hat Alberto Iglesias die Musik
geschrieben. Iglesias wurde 1955 in San Sebastian geboren und studierte in seiner Heimatstadt
Klavier, Gitarre, Harmonielehre sowie Kontrapunkt. Seine Ausbildung beendete er in Paris bzw.
Barcelona. Seit 1981 schreibt er Filmmusik. Zu seinen Arbeiten gehören aber auch sinfonische
und kammermusikalische Werke für den Konzertsaal.
Seine Komposition spiegelt das traurige Drama um die Vergänglichkeit der Liebe
mit einer intimen, mitunter kammermusikalischen Partitur, die zum Teil ungewöhnlich konzertante Züge
trägt. Dies fällt besonders im "Sabana Santa" (angelehnt an das Adagio for Strings
von Samuel Barber), dem flamencohaften Titelstück (Rodrigo lässt grüßen) und dem achtminütigen Streicherquartett
in "El Amante Menuguante" auf. Soli von Cello und Violine durchziehen die gesamte Komposition
und verstärken diesen Eindruck.
Die klassische Ausbildung kommt dem Komponisten von der iberischen Halbinsel zu Gute.
Die melancholische, mitunter auch etwas spröde, Musik glänzt mit einer feinen Verarbeitung der
eleganten Themen. Die Vokalanteile von Vicente Amigo & El Pele und die in einigen Stücken
vertretene spanische Gitarre geben der Musik dazu reizvollen südländischen Flair.
Die vier Songs (u.a. der lateinamerikanische Klassiker "Cucurrucucú Paloma") fallen dem gegenüber
ein wenig ab, passen sich aber trotzdem gut in die Stimmung des Scores ein.
Auch wenn die traurig-melancholische Atmosphäre nicht jedermanns Sache sein wird, ist Alberto
Iglesias eine reizvolle, hörenswerte Filmmusik gelungen. In Frankreich wusste man das zu schätzen:
Die Soundtrack-CD von Milan ging rund eine Million Mal über den Ladentisch. (mr)