Fans des Film Noir leben in guten Zeiten. Nicht nur, dass zahlreiche Klassiker aus
den 30er bis 50er Jahren mittlerweile auf DVD wiederveröffentlicht wurden. Auch das aktuelle
Kino der Jahre 2005 und 2006 war an entsprechenden Genreproduktionen reich: Von
Where the Truth lies
(Musik: Mychael Danna) über
Hollywoodland und
The Good German
bis hin zu Brian de Palmas
The Black Dahlia - der mit Hilary Swank und Scarlett Johansson
starbesetzten, bei Kritik und Publikum aber gefloppten Verfilmung des gleichnamigen Romans
von James Ellroy (
L.A. Confidential).
Die Vorlage legt es fast nahe und das Hören der CD bestätigt die Vermutung: Die düstere
Vertonung des jazz-erfahrenen Mark Isham orientiert sich deutlich an den modernen Noir-Musiken
eines Jerry Goldsmith, namentlich vor allem Chinatown und L.A. Confidential.
Bereits das Eröffnungsstück lässt in der Harmonik des Hauptthemas, aber auch dem Zusammenspiel
der Blechbläser mit den Pauken die Musik des Altmeisters wieder auferstehen. Aus jeder Pore atmet
Ishams Komposition den Geist der Vorbilder. Allein in den Jazz-Einsprengseln mit Klavier und
Solotrompete vermeint man, Verweise auf frühere Werke des Komponisten herauszuhören.
Auch wenn sich seine Arbeit stark an die offenkundigen Vorbilder anlehnt, ist Isham eine
deftige, brodelnde Noir-Vertonung geglückt, die mit einer exzellenten Orchestrierung von Brad Dechter und
einem vielfältig variierten Hauptthema besticht. Dabei erfreut auch, dass er anders als
Goldsmith bei L.A. Confidential völlig auf elektronische Gimmicks verzichtet und seine
Musik überraschend packend auskomponiert hat. Das alles ist für Mark Isham, von dem man sonst
eher blasse Thriller-Kost vom Schlage Running Scared kennt,
absolut keine Selbstverständlichkeit. Die "Schwarze Dahlie" mag deshalb kein filmisches Highlight
sein, eines für den Komponisten ist sie aber in jedem Fall. (mr)