Nachdem Maurice Jarre Anfang der 80er Jahre mit
A Passage to India (1984)
seine letzte Partitur für David Lean (
Lawrence von Arabien) komponiert hatte, wandte er
sich vermehrt elektronischen Klängen in seinen Filmmusiken zu. Mit diesen
gelang es ihm jedoch nicht, an die Erfolge von
Doktor Schiwago und
Lawrence von Arabien anzuknüpfen. Erst in den 90er Jahren schuf Jarre
wieder rein sinfonische Musiken wie z.B.
A Walk in the Clouds (1995), für die
er mit dem Golden Globe ausgezeichnet wurde. Zu den wenigen ausgesuchten Projekten, denen
Jarre in den letzten Jahren seine kompositorische Stimme verliehen hat, gehört auch
István Szabós dreistündige Chronologie einer ungarischen Familie in
Sunshine
von 1999.
Der Soundtrack bietet eine elegante Komposition, die sehr schön
ausgearbeitet ist. Das Leitthema der Musik ist ein wunderschönes von Schubert
inspiriertes Klaviermotiv, daß die Grundlage vielfältiger Variationen über die gesamte
Musik bildet.
Weitere Abwechslung bringen der Militärmarsch aus "War and Misery"
oder der Walzer in "Adam, The Fencing Champion".
Alle Wiederholungen des Hauptthemas erfüllen einen einfachen wie cleveren
Zweck: So wie sich in der Handlung geschichtliche Ereignisse
wiederholen und der Mensch sich als Spielball in ihnen verstrickt,
kehrt auch das Leitthema in verschiedenen Verkleidungen zurück.
Fern von seinen elektronischen Soundtracks der
80er Jahre entwirft Jarre eine epische romantische Filmmusik,
und spielt dabei gekonnt mit den Themen. Besonders gelungen
ist "The Sonnenscheins", in der Chor und Sopran (Catherine Bott)
die Partitur zu einem eindrucksvollen Ende bringen.
Sunshine kann sich durchaus mit den schönsten Jarre-Kompositionen messen.
Das Rad neu erfunden hat der Komponist aber freilich nicht. Zu sehr
ähnelt die Musik seinen älteren Partituren, erinnern die Themen in den
Harmonien an die großen Vorbilder.
Schlimm ist das aber nicht. Ein toll anzuhörerndes Höralbum bieten die
"Sonnenscheins" allemal.
Auf CD wird die Musik in sieben kompakten Suiten mit Konzertcharakter präsentiert.
Die Foreign Association Press erkannte die Qualität der Musik und nominierte sie 2000
für den Golden Globe. (mr)