Es ist ein trauriges Zeugnis für den deutschen Film, daß für eines der wenigen
Aushängeschilder der nationalen Filmproduktion von 1999 kein deutscher Komponist verpflichtet
wurde. Statt Talente im eigenen Land zu fördern, fiel die Wahl der Produzenten auf den polnischen Komponisten Jan A.P. Kaczmarek,
der bislang vor allem mit der Regisseurin Agnieszka Holland (
Washington Square,
Total Eclipse)
zusammengearbeitet hat.
Dieser schuf für das 1943/44 in Berlin spielende Drama um ein lesbisches
Paar eine schöne, melancholische Orchestermusik, die im Grunde
auf zwei zentralen Themen basiert. Das Hauptthema des Filmes, in dem die Streicher kanonartig
vom Klavier begleitetet werden, verwendet Kaczmarek durchgängig in vielen kleinen Variationen.
In seiner schönsten Variante wird es in "Tangolada" von einem Frauenchor gesungen.
Das romantische Liebesthema des Filmes ("Aimée & Jaguar") deutet in seiner schwermütigen
Stimmung die Isolierung und Ausweglosigkeit der Situation des Liebespaares an.
Beide Themen werden leider ohne große Variation oder Entwicklung über die gesamte Musik
wiederholt. So schön die Melodien sind, so wenig macht Kaczmarek aus ihnen.
Schwächen zeigt die Musik auch bei den dramatischen Passagen, in denen sie ohne interessante
sinfonische Entwicklung in düsteren Klangfarben schwelgt und die der Geschichte
angemessene Komplexität vermissen läßt.
Dennoch ist Aimée & Jaguar eine der besseren deutschen Filmmusiken der letzten Jahre und
wegen seiner schönen Themen durchaus hörenswert. Leider vermag die vorliegende CD-Einspielung
das Interesse nicht über die recht lange Lauflänge wachzuhalten und ist deshalb nur
eingeschränkt zu empfehlen. (mr)
BMG Red Moon 3984-26407-2
Warschauer Sinfonie & Polnisches Radio Orchester
Dirigent: Tadeusz Karolak
59:39 Min.
Filminfo:
Regie: Max Färberböck
Darsteller: Maria Schrader, Juliane Köhler