INHALT

Kolumne

Do., 2.5.2002: Zur Veröffentlichungssituation von Filmmusiken

Die Aufbereitung der Filmmusik des Golden Age...

hat in den vergangenen Jahren im Ausmaß erstaunlich zugenommen. Nach und nach werden Perlen der Kinosinfonik aus den Archiven ausgegraben, restauriert und wiederveröffentlicht bzw. rekonstruiert und neu eingespielt. Es gibt kaum eine Plattenfirma, die mit Soundtracks ihr Geld verdient, und nicht beteiligt wäre. Sie sind alle dabei: Varèse Sarabande, Marco Polo, Intrada, Prometheus, Rhino, Tsunami und das amerikanische Magazin Film Score Monthly. Viele kleinere, nicht weniger bemerkenswerte Initiativen, kommen hinzu.

Die vorzüglichen Neueinspielungen des Teams Morgan/Stromberg gehören zu den erfolgreichsten des Marco Polo-Labels, FSM hat die Frequenz seiner Veröffentlichungen unlängst von einer auf zwei CD's pro Monat erhöht und Varèse Sarabande den alten CD-Club für limitierte Soundtracks neugestartet.

Das Ergebnis ist eine schon beinahe unüberschaubare Flut an Filmmusik-Alben, die selbst ambitionierte Sammler mitunter überfordern kann. Zumindest dann, wenn sie gleichzeitig auch die aktuellen Soundtracks mit Interesse verfolgen.

Keine einfache Aufgabe also, den Überblick zu behalten und eine kostenspielige obendrein. Aber so schön es auch ist, Neu- und Wiederentdeckungen der Filmmusikgeschichte auf Tonträger veröffentlicht zu sehen: Die Frage muß erlaubt sein, ob die gegenseitige Konkurrenz langfristig dem ohnehin eher kleinen Soundtrack-Markt nicht mehr schadet als hilft. Ob wirklich alle der zum Teil sogar privaten Initiativen überleben können, ist eher fraglich.

Eine weitere Problematik sind die vielen limitierten CD-Veröffentlichungen. Es liegt in der Natur der Sache, daß diese nicht langfristig erhältlich sein werden. Wer zu spät kommt, hat das Nachsehen und mag auf lange Sicht bestimmte Veröffentlichungen nur für überteuerte Sammlerpreise erwerben können. Von Musik als ein für alle erreichbares und zugängliches Gut kann da keine Rede mehr sein.

Die schöne neue Soundtrackwelt hat eben auch ihre Fragezeichen. Wer heute darüber meckert, daß bestimmte Filmmusiken partout nicht auf CD erscheinen, sollte daran denken, daß es noch nie so viele Veröffenlichungen gab wie heutzutage. Und, daß es keinesfalls sicher ist, daß die aktuelle Situation auf ewig so bestehen bleibt. (mr)

zu den alten Kolumnen...