Die Aufbereitung der Filmmusik des Golden Age...
hat in den
vergangenen Jahren im Ausmaß erstaunlich zugenommen.
Nach und nach werden Perlen der Kinosinfonik aus den
Archiven ausgegraben, restauriert und wiederveröffentlicht
bzw. rekonstruiert und neu eingespielt. Es gibt kaum eine
Plattenfirma, die mit Soundtracks ihr Geld verdient,
und nicht beteiligt wäre. Sie sind alle dabei: Varèse Sarabande,
Marco Polo, Intrada, Prometheus, Rhino, Tsunami und das amerikanische
Magazin Film Score Monthly. Viele kleinere, nicht weniger bemerkenswerte
Initiativen, kommen hinzu.
Die vorzüglichen Neueinspielungen des Teams Morgan/Stromberg gehören
zu den erfolgreichsten des Marco Polo-Labels, FSM hat die Frequenz
seiner Veröffentlichungen unlängst von einer auf zwei CD's pro Monat
erhöht und Varèse Sarabande den alten CD-Club für limitierte Soundtracks
neugestartet.
Das Ergebnis ist eine schon beinahe unüberschaubare Flut an Filmmusik-Alben,
die selbst ambitionierte Sammler mitunter überfordern kann. Zumindest dann,
wenn sie gleichzeitig auch die aktuellen Soundtracks mit Interesse
verfolgen.
Keine einfache Aufgabe also, den Überblick zu behalten und eine kostenspielige
obendrein. Aber so schön es auch ist, Neu- und Wiederentdeckungen der
Filmmusikgeschichte auf Tonträger veröffentlicht zu sehen: Die Frage muß
erlaubt sein, ob die gegenseitige Konkurrenz langfristig dem ohnehin
eher kleinen Soundtrack-Markt nicht mehr schadet als hilft. Ob wirklich alle der
zum Teil sogar privaten Initiativen überleben können, ist eher fraglich.
Eine weitere Problematik sind die vielen limitierten CD-Veröffentlichungen.
Es liegt in der Natur der Sache, daß diese nicht langfristig erhältlich sein werden.
Wer zu spät kommt, hat das Nachsehen und mag auf lange Sicht bestimmte
Veröffentlichungen nur für überteuerte Sammlerpreise erwerben können.
Von Musik als ein für alle erreichbares und zugängliches Gut kann da
keine Rede mehr sein.
Die schöne neue Soundtrackwelt hat eben auch ihre Fragezeichen. Wer heute
darüber meckert, daß bestimmte Filmmusiken partout nicht auf CD erscheinen,
sollte daran denken, daß es noch nie so viele Veröffenlichungen gab wie
heutzutage. Und, daß es keinesfalls sicher ist, daß die aktuelle Situation
auf ewig so bestehen bleibt.
(mr)
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