Wer unzufrieden mit den Oscars ist,...
der sollte sich darum keinen großen Kopf machen. Denn der filmhistorische
Einfluß der Verleihung ist viel geringer, als die Academy es uns gerne
glauben machen möchte.
Einige der größten Filmklassiker wurden nicht als Bester Film ausgezeichnet
oder gar in dieser Kategorie vorgeschlagen. Ob Ridley Scotts Blade Runner,
Stanley Kubricks 2001 (beide nur in technischen Kategorien berücksichtigt)
oder Orson Welles "nur" nominierter Citizen Kane: Die Liste der
Irrtümer und Fehleinschätzugen der Academy of Motion Picture Arts and Science ist lang.
Jeder verdienten Auszeichnung stehen meist mehrere höchst problematische und unverdiente
Ehrungen gegenüber. Ridley Scotts Gladiator mag ein unterhaltsames
Popcorn-Spektakel sein, aber der beste Film des Jahres 2000?
American Beauty, einer der wichtigsten Filme der 90er, war der verdiente
Sieger 1999. Robert Zemeckis manipulativer Forrest Gump (Bester Film 1994) und die
simplifizierte Geschichtsdarstellung in Braveheart (Bester Film 1995) sind hingegen kaum ernsthaft
preiswürdig (wenn auch sicher keine schlechten Filme).
Ernst nehmen darf man die Oscars gewiß nicht. Wenn eine Auszeichnung auf Qualität
trifft handelt es sich eher um einen Glückstreffer, als
eine durchdachte Juryentscheidung.
Ob A Beautiful Mind der beste Film des abgelaufenen Jahres war oder
nur manipulatives Starkino, mag jeder selbst beurteilen. Mit Memento
und dem Herrn der Ringe lief allerdings eindeutig Besseres in den Lichtspielhäusern.
Spaß machen tut der Jahrmarkt der Eitelkeiten und die Selbstbeweihräucherung
der Preisverleihung aber trotzdem.
Und so werden die meisten wohl auch im nächsten Jahr wieder gebannt lauschen,
wenn es heißt "And the Oscar goes to...".
(mr)
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