Nach dem der Theaterregisseur Max Reinhardt seinen Freund Erich Wolfgang Korngold
für die Shakespeare-Verfilmung
Ein Sommernachtstraum 1934 nach Amerika geholt hatte,
entstand mit
Captain Blood - Unter Piratenflagge ein Jahr später die erste originale
Filmmusik Korngolds (für seinen ersten Film hatte der Österreicher hauptsächlich den Sommernachtstraum
von Mendelssohn adaptiert). In der noch jungen Kinosinfonik des "goldenen Zeitalters"
gehört
Captain Blood zusammen mit den frühen Kompositionen Max
Steiners zu den ersten bedeutenden Filmpartituren. Das Piratenabenteuer mit Errol Flynn in der Hauptrolle war einer der ersten
klassischen Swashbuckler der Kinogeschichte.
Schon dieser "Erstling" weist alle
typischen Eigenschaften der korngoldschen Vertonungen auf. Eine funkensprühende Orchestrierung,
wunderschöne spätromantische Themen und die ausgeprägte Leitmotivik sind hier bereits
zu hören. Sie sollten zum charakteristischen Markenzeichen des in Wien geborenen Korngolds
werden.
Wie auch andere Partituren entstand Captain Blood
unter enormen Zeitdruck. Dies führte dazu, dass sich Korngold dazu gezwungen sah, erneut
Fremdmusik zu adaptieren und in seine Originalkomposition einzuarbeiten. So sind zum Beispiel gegen
Ende der Einspielung Ausschnitte aus Franz Liszts Tondichtung Mazeppo zu hören.
Insgesamt ist Captain Blood eine tolle, großartig ausgearbeitete Filmmusik, die
nicht nur Liebhabern des Golden Age gefallen dürfte.
Phänomenal angesichts des Alters von knapp siebzig Jahren, ist die Qualität der Originalbänder,
die erstaunlich frisch und dynamisch klingen. Die Toningenieure von Tsunami haben
hier überzeugende Arbeit geleistet. Schade allerdings, dass das etwas magere Booklet dem
ansonsten hohen Standard der Edition nicht entspricht. Ausführliche Hintergrundinformationen zu Musik
wie Komponisten fehlen leider fast völlig.
Trotzdem ist die Tsunami-CD allemal ihr Geld wert und macht trotz des Alters der Aufnahme
sehr viel Spaß beim Hören. (mr)
(Die CD kann direkt über
Ceraton in Hamburg bezogen werden.)