In den 80er und 90er Jahren wurden Filmmusiken für Fernsehserien oder direkt für den Videomarkt vorgesehene
Produktionen häufig schon allein aus Budgetgründen mit rein elektronischen Musiken ausgestattet.
Meist versuchten diese vergeblich, ein echtes Orchester zu imitieren und wirkten dementsprechend billig. Aufwändige Orchestrale
Serienmusiken wie die zu
The Young Indiana Jones Chronicles oder aber
Star Trek gehörten da schon zu
den großen Ausnahmen. An dieser Situation hat sich im Grunde auch im neuen Jahrtausend wenig geändert. Einen gravierenden
Unterschied gibt es allerdings dennoch:
Mittlerweile ist die Computertechnik derart ausgereift, dass einem Komponisten umfangreiche Bibliotheken von hochwertigen Orchester-Samples zu
Verfügung stehen, deren Kombination immer schwerer anzuhören ist, dass kein Orchester für die Einspielung engagiert wurde.
Allein der künstliche wirkende Klang und der in vielen Fällen bruchlose Übergang zum
effektverliebten Sound Design entlarven den wirklichen Ursprung der Komposition. Verdutzt blickt der Hörer dann ins Booklet und
erfährt staunend, dass es kein Orchester und keinen Dirigenten gibt. Die Entstehung der Musik
wird meist lapidar mit "Music composed and performed by" zusammengefasst.
Mitunter wird das Spiel
einzelner Solisten als Overlay eingesetzt, um die Musik zumindest eine Spur
echter und natürlicher klingen zu lassen.
Zwei typische und gleichzeitig symptomatische Beispiele für die beschriebene Vorgehensweise
sind die beiden
Vertonungen der bislang nur auf DVD veröffentlichten Anime-Filme Batman: Gotham Knight und Teen Titans: Trouble in Tokyo, die
im Sommer 2008 von La-La Land Records veröffentlicht wurden:
Christopher Drake, Robert J. Kral & Kevin Manthei - Batman: Gotham Knight (2008) *
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In der japanisch-amerikanischen Koproduktion
Batman - Gotham Knight durften sechs verschiedene
Regisseure in einer Art Anthologie animierte Geschichten über den berühmten Flattermann erzählen.
Mit Christopher Drake, Robert J. Kral und Kevin Manthei, die jeweils zwei Episoden mit Musik unterlegten,
waren gleich drei Komponisten beteiligt. Doch auch wenn diese im Booklet nicht müde werden, zu beteuern,
dass jedes Segment einen eigenen Vertonungsansatz verlangt hätte, klingt das Endresultat doch so austauschbar
und uniform, wie es schwache synthetische Musiken seit eh und je tun. Die stilistische Nähe zu den
Batman-Musiken
Danny Elfmans (deren Qualität nie auch nur im Ansatz erreicht wird), ein paar Rockeinlagen mit krachenden E-Gitarren, und hier
und da auftauchende fernöstliche Klangexotik (zum Teil gesampelt, zum Teil durch die erwähnten Instrumentsoli
realisiert) bilden da nur das Feigenblatt für eine thematisch so blasse wie leblose Vertonung.
Batman: Gotham Knight bemüht allein altbekannte Genreklischees, die ohne besondere Struktur oder
interessante Konzeption lärmend aneinandergereiht werden. So überrascht es kaum, dass man
beim Hören nie so recht weiß, wo die Arbeit des einen Komponisten beginnt und die des anderen aufhört.
Kristopher Carter, Michael McCuistion & Lolita Ritmanis - Teen Titans: Trouble in Tokyo (2008) *
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Ähnliches gilt auch für die Musik zur kruden Anime
Teen Titans - Trouble in Tokyo.
Auch hier waren mit Kristopher Carter, Michael McCuistion und Lolita Ritmanis gleich drei Komponisten am Werk:
Immerhin konnten die drei Newcomer auf eine etwas größere Gruppe von Solisten zurückgreifen als ihre Kollegen bei
Batman:
ein kleines Streicherensemble kommt neben Bläsern, ethnischen Instrumenten und (E-)Gitarren zum Einsatz.
Der Rest wird wenig überraschend von Samples aus den genannten Bibliotheken bestritten. Das
Resultat ist eine konfuse Mischung aus von der E-Gitarre dominierten Rockstücken (Brian Tyler lässt grüßen),
asiatischem Kolorit und immer wieder launigen Einsätzen der Blechbläser. Dazu gibt es hier und da
an Loungemusik gemahnende Passagen. Doch auch wenn die Musik der
Teen Titans
(das Titelthema der Fernsehserie von Andy Sturmer findet übrigens Verwendung) abwechslungsreicher und weniger
düster daherkommt, ist sie dennoch genauso banal, einfältig und nervtötend wie die zu
Batman - Gotham Knight.
Fazit:
La-La Land Records wird beide CDs aufgrund des fragwürdigen Kultfaktors des jeweiligen Franchise
vermutlich in ausreichenden Stückzahlen an den Mann bzw. Fan bringen können. Aus kompositorischer Sicht sind beide
Vertonungen jedoch mehr als entbehrlich und als ärgerlich einzustufen. Manchmal wünschte man sich gar,
dass geplagte Eltern einmal hören, was die lieben Kleinen tagtäglich auf diese Weise am Fernseher an "musikalischer Bildung"
mitbekommen. Derartig stumpfsinnige Vertonungen gehören nämlich nicht nur auf DVD, sondern auch
im Kinderfernsehen der Privatsender längst zum allgegenwärtigen Standard. Aus kompositorischer Sicht
muss man hingegen zu guter Letzt wohl einmal mehr konstatieren, dass der "neue" Oberflächenglanz durch den Einsatz
modernster Computertechnik noch lange kein Garant für eine auch nur halbwegs erträgliche Filmmusik ist. Und das ist natürlich
eine wenig überraschende Feststellung. (mr)
CD-Info: "Batman: Gotham Knight":
La-La Land Records LLLCD 1074
63:10 Min.
Filminfo "Batman: Gotham Knight":
Regie: Yasuhiro Aoki, Futoshi Higashide, Toshiyuki Kubooka, Hiroshi Morioka, Jong-Sik Nam, Shoujirou Nishimi
Tracklist:
Segment "Have I Got a Story For You" -
Music by Christopher Drake
- Main Titles/Intro/Interlude/Punk Skater/Trouble At The Dock (2:28)
- Living Shadow/Living Shadow Finale (1:45)
- Skater Girl/Trouble In the City (0:50)
- Batmonster Appears/Batmonster Do-Over/Batmonster Finale (2:18)
- Rooftop Robbery/Robobat (1:44)
- Have I Got A Story For You Finale (1:35)
Segment "Crossfire" - Music by Kevin Manthei
- Crossfire (4:49)
- Inferno (5:48)
Segment "Field Test" - Music by Robert J. Kral
- New Device (1:22)
- Trigger A Device/As Good As Your Drive (1:10)
- A Russian In His Grave/It Works Too Well (3:53)
Segment "In Darkness Dwells" -
Music by Christopher Drake
- In Darkness Dwells Intro (1:00)
- Gordon's Cannibal/Ghost Station (3:00)
- Epidermolytic Hyperkeratosis (0:43)
- Killer Croc/Hallucinations/Scarecrow Interrupted (3:19)
- Escape And End (1:45)
Segment "Working Through Pain" -
Music by Kevin Manthei
- Working Through Pain/The Fall (1:46)
- Bazaar (0:26)
- There Is Another/Training (2:46)
- Rejected And Despised (1:30)
- Painless Fight/I Can't (3:23)
Segment "Deadshot" - Music by Robert J. Kral
- Parents Killed (0:54)
- Gun Attraction/Park Killing (1:26)
- Gordon/Batman/The Train (6:14)
- His Life's Quest (0:56)
- End Credits Suite (5:02)
CD-Info "Teen Titans: Trouble in Tokyo":
La-La Land Records LLLCD 1073
59:33 Min.
Filminfo "Teen Titans: Trouble in Tokyo":
Regie: Michael Chang, Ben Jones, Matt Youngberg
Tracklist:
- Meet Saico Tek (5:18)
- Interrogation (1:23)
- Main Title (2:36)
- Tokyo Arrival (1:28)
- Monster Attack (4:36)
- Troopers Tour + Robin's Disappointment (1:46)
- Titans Watched (1:52)
- Starfire Videogame (1:18)
- Moment Lost (2:39)
- Tokyo Skyline + Robin Blots Out Saico Tek (4:11)
- All You Can Eat / Boy Troubles (2:01)
- Titans Attack (1:51)
- The Note (0:51)
- The Fight Continues (2:43)
- Raven Finds Books / Robin Goes Underground (1:19)
- Play It Louder (0:55)
- Bar Fight (1:18)
- Motorcycle Chase (1:57)
- Brushogun Origin (2:17)
- Chasing Titans (1:58)
- Meet Brushogun (3:48)
- Villians Makin' Copies (2:16)
- Final Battle (4:20)
- The Kiss (0:55)
- Tokyo's Newest Heroes (1:58)
- End Credits (1:59)