Horrorstreifen mit Teufel, Dämonen und Besessenheit standen in der Kinogeschichte
selten für gute Filme, waren aber erstaunlich oft mit großartigen Filmmusiken verbunden.
Man denke nur an Jerry Goldsmiths Beiträge zu den unsäglichen Fortsetzungen von
Das Omen (1976),
Christopher Youngs
Bless the Child (2000) oder Jan A.P. Kaczmareks
Komposition zu
Lost Souls - Verlorene Seelen (2000).
Ähnlich ergeht es wohl auch dem neuen Reißer Saint Sinner der Macher von Hellraiser und
Candyman, der am 26. Oktober im amerikanischen Kabel-TV Premiere hatte. Die
Story klingt zumindest krude: Zwei weibliche (dem Trailer zufolge eher leichtbekleidete) Dämonen
reisen aus dem Jahr 1816 in die Gegenwart und sorgen für diabolisches Unheil. Ein Mönch wird ihnen per Zeitreise nachgeschickt,
um die "Töchter des Teufels" zu stoppen...
Während Saint Sinner wohl kaum in die Film- bzw. Fernsehgeschichte eingehen wird, überrascht die
Vertonung vom Newcomer Christopher Lennertz mit einer für TV-Verhältnisse
ungewöhnlich großen Besetzung. In Aussicht einer Einspielung mit dem
Budapester Filmorchester samt Chor, bot sich dem jungen Komponisten die Gelegenheit zu
einer breit angelegten sinfonischen Partitur.
Für die Aufnahmen reiste Lennertz extra nach Ungarn. Der Aufwand hat sich gelohnt.
Saint Sinner ist zwar eine Komposition, die
Vorbildern wie Christopher Youngs Hellraiser oder Jerry Goldsmiths
Final Conflict (1981) nachempfunden ist, deshalb aber keinesfalls
ein schlichtes Plagiat darstellt.
Natürlich gibt es auch bei Lennertz eine musikalische Umsetzung des Kampfes zwischen Gut
und Böse. Den lateinischen Chorälen mit Texten aus der kirchlichen Totenmesse, stehen
Sprechgesänge in Sanskrit als Symbol für die Dämonen gegenüber. Ebenfalls obligatorisch
für ein gutes Horrorscoring im Zeichen des Teufels sind dazu die dramatischen Crescendi der Streicher und Blechbläser.
Doch darüber hinaus gelingen Lennertz immer wieder lyrische, abgründige Streicherpassagen,
die der Musik neben den eindrucksvollen Chorälen einige Hörqualitäten geben. Besonders
reizvoll sind auch die eher kammermusikalisch geprägten Stücke wie das "Saint Sinner Quartet".
Man hört es der Komposition an: Der in Boston geborene Lennertz hat an der USC (Universität von
Südkalifornien) nicht nur Musik studiert, sondern auch unter Elmer Bernstein und David Raksin
gelernt. Mit Saint Sinner beweist der Dreißigjährige vielversprechendes Talent im
Umgang mit dem Orchester. Sogar Produzent Cliver Barker beschied ihm dafür
großes Lob: "Chris Lennertz hat die Art von Talent, die ihn schnell in die A-Liga der Filmkomponisten
katapultieren wird". Überraschend wäre es wohl kaum, wenn sich diese Prophezeiung erfüllen täte. (mr)
La-La Land Records LLLCD 1003
Budapest Film Orchestra & Chorus
Dirigent: Christopher Lennertz
46:32 Min.
Film-Info:
Regie: Joshua Butler
Darsteller: Gina Rivera, Greg Serano
Tracklist:
- Benedictus/Main Titles (4:09)
- Repository II (3:49)
- Agnus Dei/Requiem (1:43)
- Attack (0:35)
- Tomas' Theme (1:41)
- The Repository/Evil Unlashed (7:31)
- Adagio for the new World (1:45)
- First Feast (2:39)
- Oratorio of Doom (4:31)
- Too late! (1:30)
- Tomas' Confrontation (0:53)
- Dagger of Nicodemas (1:45)
- Waltz of Demise (1:02)
- Rache's House/The Cocoon (1.48)
- Kyrie/Naraka (1:47)
- Battle with Munkar (3.06)
- Elegy for Tomas (3:39)
- Dies Irae (The Return) (0:55)
- Saint Sinner Quartet (1:36)
Links:
Offizielle Seite von Christopher Lennertz