Revolution auf der Enterprise! War das Markenzeichen der bisherigen
Star Trek-Serien eine sinfonische Ouvertüre, wollten die Produzenten
beim neuen, schlicht
Enterprise betitelten, Ableger für frischen Wind sorgen. Deshalb gibt es dieses Mal einen
Titelsong (!), der von Fließbandschreiberin Diane Warren stammt und von Russell
Watson gesungen wird. "Where my Heart will take me" heißt das Stück, welches in den
Internetforen viel diskutiert wurde.
Ob diese Wahl den gewünschten Erfolg haben wird, darf bezweifelt werden. Die bisherigen
Titelmelodien hatten Signaturcharakter und besaßen einen hohen Wiedererkennungswert. Alexander Courage mit dem berühmten Star Trek-Motiv
aus den 60er Jahren, Jerry Goldsmith und sein nicht weniger populäres Hauptthema aus dem ersten
Kinofilm (Titelmelodie der "Next Generation" zugleich), Dennis McCarthys Ouvertüre
zu Deep Space Nine und wiederum Goldsmith bei Voyager haben die Science-Fiction-Serien
maßgeblich mitgeprägt. Diese Qualitäten gehen dem ansonsten netten Popsong völlig ab.
Zum Pilotfilm der Enterprise-Serie hat sich Decca des Soundtracks von Dennis McCarthy
angenommen. Mit Ausnahme des Titelsongs ist die Musik vollständig sinfonisch.
McCarthy, der bereits unzählige Episoden der vorangegangenen Serien und den siebenten
Kinofilm Star Trek - Generations vertont hat, verkleidet den Serienauftakt
mit einem atmosphärischen, weitgehend düsteren Score. Kenner des Soundtracks
zum Treffen der Generationen werden die Handschrift des Komponisten
wiedererkennen. Vergleichbar gute melodische Einfälle fehlen hier jedoch.
Trotzdem ist McCarthy eine handwerklich ordentliche Partitur geglückt, die einen
in sich geschlossenen Eindruck macht und sauber gearbeitet ist.
Die Zutaten sind freilich altbekannt: Militärische Schlagwerkrhythmen, sphärische
Streicherpassagen und brodelndes Underscoring bestimmen das Geschehen.
Dazu gibt es eine gute Prise Pathos vom Spiel der Trompeten.
Lässt man die konventionelle Machart einmal beiseite, unterhält die CD
als solides Höralbum ohne große Schwächen - aber auch ohne besondere Stärken.
Dennis McCarthy beweist, dass auch angesichts Zeitdruck und Budget-Restriktionen
bei TV-Produktionen gute Soundtracks möglich sind. Es wäre ihm dennoch zu wünschen, dass er bald
wieder einen größeren Kinofilm vertonen darf. (mr)