In den vergangenen Jahren ist es ein wenig ruhiger um Joel McNeely geworden.
Nach frühen Achtungserfolgen mit
The Young Indiana Jones Chronicles Anfang
der 90er Jahre und der Filmmusik
Iron Will war McNeely schon als inoffizieller
Nachfolger von John Williams gehandelt worden. Doch dann komponierte er die Musiken
zu B-Filmen wie
Virus (1999) oder
Soldier (1998) und konnte in der Folgezeit
kaum interessante Aufträge verzeichnen. Von sich Reden machte er allerdings mit zahlreichen
exzellenten Neueinspielungen von Filmmusikklassikern Bernard Herrmanns mit
dem Royal Scottish National Orchestra.
Als Komponist meldete sich McNeely dieses Jahr
endlich mit der TV-Musik für Sally Hemings - An American Scandal und
nun dem Beitrag zur Chekhov-Verfilmung Lover's Prayer zurück.
Die romantische Komposition besticht mit eleganten Streicherharmonien,
zarten Harfenklängen und vor allem schönen Klavierthemen, die im Stil auf Chopin verweisen.
Das epische Leitthema im "Main Title" bildet nur den Anfang einer im Grundton leicht
melancholischen Komposition. Ein marschartiger Tanz ("Suitor's Dance"), Gitarrensoli
("The Pond") oder das Klavier-Nocturne am Ende, gespielt von Clifford Benson, sorgen für
Abwechslung in einer sorgfältig durchkomponierten Musik.
Mit Lover's Prayer erweist sich Joel McNeely ein weiteres Mal als vielseitiger und
talentierter Komponist. Ihm ist eine delikate und sehr schön hörbare Musik gelungen.
Die Einspielung des London Chamber Orchestra, dirigiert von McNeely selber, überzeugt
ebenso wie das Klangbild. Allein das Booklet bietet leider keine weiterführenden
Hintergrundinformationen. (mr)
Varèse Sarabande VSD-6173
London Chamber Orchestra
Dirigent: Joel McNeely
14, 43:50 Min.
Regie: Reverge Anselmo
Darsteller: Kirsten Dunst, Julie Walters, James Fox