Viele verbinden den Namen Ennio Morricone hauptsächlich mit den Musiken der Spaghettiwestern
eines Sergio Leone, Mafiafilmen oder mit
The Mission von 1986. Das tut einem
Komponisten, der über 400 Filmmusiken geschrieben hat - die meisten davon für das
italienische Kino - unrecht.
Nur den wenigsten ist zum Beispiel bekannt, daß Morricone
in den 60er und 70er Jahren Mitglied des Jazzensembles "Gruppo di Improvviasazione Nuova Consonanza" war,
das experimentellen Jazz spielte und wie der Name andeutet, improvisierte.
Diese Gruppe,
zu der auch der toskanische Komponist Egisto Macchi gehörte, war auch für die Musik
zu dem unlängst in Vergessenheit geratenen italienischen Thriller Gli Occhi Freddi della Paura
verantwortlich, die nun vom italienischen Label Dagored wiederveröffentlicht, in hervorragender Klang- und
Tonqualität vorliegt.
Die avantgardistische Musik spielt, zwischen schlagzeug- und saxophongeprägten
Jazzelementen mit ungewöhnlichen Klängen und Geräuschen und kreiert bizarre musikalische
Landschaften, wie sie in der Filmmusik selten sind. Fernab von seinen elektronischen Thrillermusiken
und dem sonst häufig bei frühen Morricone-Arbeiten anzutreffenden muffigen 60er-Jahre-Sound,
wirkt die Musik auch heute noch überraschend frisch.
Gli Occhi Freddi della Paura ist eine packende experimentelle Filmmusik, die
nicht jedermanns Geschmack sein wird, aber die unglaubliche Vielfalt der Filmkompositionen
Ennio Morricones beweist. Sicher keine Musik, die man häufig hört, aber auf jeden Fall
faszinierend genug, um allen, die sich für experimentellen Jazz begeistern können,
zu gefallen. (mr)