"Soundtrack to War", so heißt eine Dokumentation von George Gittoes aus dem Jahr 2005, die sich mit der
von US-Soldaten bei ihren Einsätzen im Irakkrieg gehörten Musik auseinandersetzt. Rock- und Rap-Songs
mit geschmacklosen Titeln wie "Let The Bodies Hit The Floor" gehörten damals offenbar zum beliebten Repertoire
der Rekruten in den Kompanien. Nur ein Jahr später stand Thomas Newman vor der Aufgabe, den Kriegsfilm
Jarhead
von Sam Mendes (
American Beauty) über Soldaten während des
zweiten Golf-Krieges 1990/91 zu vertonen.
Zwangsläufig hat Newman einen sehr modernen, perkussiven Score kreiert, der wie immer bei seinen
experimentellen Arbeiten mit allerlei exotischem und kuriosen Instrumentarium aufwartet.
Wie er hier mit metallischen Gegenständen und verfremdeten Instrumenten vielfältige Rhythmik samt
ethnischem Einschlag erzeugt, ist zwar für ihn alles andere als neuartig, doch immer wieder
spannend anzuhören. Gelegentlich gibt es auch melodische Akzente. Wenn das lakonische, synthetische
Pfeifen in "Dickskinner" vermutlich als ironischer Kommentar auf die Filmhandlung - bei aller
Modernität Erinnerungen an die Spaghetti-Western der 60er weckt, dann besitzt das durchaus Pfiff.
Doch über weite Strecken ordnet sich der Score der Filmhandlung unter. Da gibt es brodelnde
Klangkollagen, immer wieder die typische Newman-sche Rhythmik und gelegentlich kommt auch ein
Streichorchester zum Einsatz, ohne dabei aber nennenswerte Akzente zu setzen. In einigen wenigen
Stücken zu Beginn und am Ende orientiert sich die Musik mit fetzigen E-Gitarrensounds auch an
Hans Zimmers Black Hawk Down (2001) - vermutlich war dies sogar der beim
Drehen verwendete Temp-Track.
Auch der eingangs genannte "Soundtrack to War" kommt nicht zu kurz. Neben Oldies von Bobby McFerrin
und Tom Waits haben Rap- und Rock-Songs von Public Enemy und Naugty by Nature der CD den
"Parental Advisory" Sticker für expliziten Inhalt eingebracht. Doch so makaber wie in den
Song-Texten der von den echten Irak-Soldaten gehörten Liedern geht es hier freilich nicht zu.
Unterm Strich bleibt eine interessante, aber abseits der Bilder nur bedingt überzeugende Musik.
Newmans "Soundtrack to War" hört man deshalb besser im Film als auf CD. (mr)
Decca 988 8461
Hollywood Studio Symphony
Dirigent: Thomas Newman
61:33 Min.
Filminfo:
Deutscher Titel: "Jarhead - Willkommen im Dreck"
Regie: Sam Mendes
Darsteller: Jake Gyllenhaal, Peter Sarsgaard
Tracklist:
- Welcome to the Suck (1:25)
- Raining Oil (2:18)
- Battery Run (1:14)
- Mirage Bedouin (1:33)
- Don't Worry Be Happy (4:50)
performed by Bobby McFerrin
- No Standard Solution (1:03)
- 8 Men 5 Camels (1:32)
- Full Chemical Gear (2:01)
- Unsick Most Ricky-Tick (1:27)
- Morning Glory (1:32)
- Bang a Gon (Get it On) (4:26)
performed by T-Rex
- Desert Storm (1:54)
- Desert Sunrise (1:44)
- Zoomies (2:17)
- Horse (1:30)
- Pink Mist (2:15)
- Jarhead for Life (1:28)
- OPP (4:30)
performed by Naughty by Nature
- Dickskinner (3:35)
- Permission to Fire (4:54)
- Dead Anyway (2:05)
- Scuds (3:00)
- Listen Up (1:42)
- Fight the Power (3:48)
performed by Public Enemy
- Soldier's Things (3:18)
performed by Tom Waits