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Rezension

"Französische Klassiker"

Jean-Claude Petit:

Jean de Florette (1986) ****

Zwei Wiederveröffentlichungen von Silva Screen erlauben einen Blick auf die frühen Filmkompositionen von Jean-Claude Petit. Es handelt sich dabei um den französischen Heimatfilm Jean de Florette und seine Fortsetzung Manon de Sources von 1986. Beide Dramen entstanden nach einer Romanvorlage von Marcel Pagnol, der darin eine epische Familiengeschichte in der Provence der 20er Jahre erzählt. Regie führte Claude Berri, dem es gelang für das Projekt eine erlesene Starbesetzung (mit Yves Montand, Gerard Depardieu und Daniel Auteuil) zu gewinnen.

Für Jean-Claude Petit gehörten beide Partituren zu den ersten Aufträgen seiner filmmusikalischen Karriere. Eine Aufgabe, die er mit Bravour löste. Für die Titelfigur Jean de Florette adaptierte Petit die Ouvertüre aus Giuseppe Verdis Oper La Force du Destin. In der Musik tritt das Hauptthema in Arrangements für Mundharmonika und Orchester (das Orchestre de Paris) hervor. Geschickt integriert der Komponist folkloristische Elemente in den sinfonischen Kontext.

Nicht unähnlich seiner späteren Filmpartituren wie Der Husar auf dem Dach oder Les Miserables gelingt Petit eine feine, typisch europäische Komposition. Schon mit dieser frühen Arbeit beweist er ein Händchen für schöne Orchesterarbeit und transparente Stimmungsmalereien. Wie viele seiner Musiken erfordert auch Jean de Florette ein wenig Einhörarbeit, die sich aber durchaus lohnt. Das informative Booklet von Silva Screen rundet dem positiven Eindruck der feinen Veröffentlichung ab.

Manon de Sources (1986) ****

Noch im selben Jahr wie Jean de Florette entstand die Fortsetzung der Familiensaga. Wieder mit als Komponist an Bord war Jean-Claude Petit. Seine Musik beginnt dort wo die des ersten Teiles aufgehört hatte. Erneut glänzt seine Partitur mit schönen, pastoralen Melodien und dezenten folkloristischen Anklängen.

Neu hinzugekommen sind einige Vokalstücke, von denen der die CD eröffnende Chanson "Manon" (gesungen von Serge Lama) deutlich in Tradition der berühmten französischen Liedermacher steht. Sehr schön gelungen sind das opernhafte Stück "La Marriage de Manon" und das Chorlied "Lei Pastoureou". Erneut erklingt das Leitthema für die Hauptfigur Jean de Florette und die mit ihm verbundene Mundharmonika. Ansonsten überwiegen lieblich-melancholische Streichermelodien.

Manon de Sources ist eine ähnlich gelungene Musik wie der Vorgänger Jean de Florette, die nicht nur Freunden europäischer Kinosinfonik zu empfehlen ist.

Schade ist, daß die beiden eher kurzen Einspielungen aus rechtlichen Gründen nicht auf eine CD gepresst werden konnten. Ein wenig ärgerlich erscheint auch, daß die Booklet beider Veröffentlichungen praktisch inhaltsgleich sind. Nichtsdestotrotz sind beide Partituren erfreuliche Wiederveröffentlichungen, die dank des vorgenommenen Remastering in exzellenter Klangqualität vorliegen. (mr)

Jean de Florette:
Silva Screen FILMCD 328
Orchestre de Paris
Dirigent: Jean-Claude Petit
13, 34:03 Min.

Deutscher Titel: "Jean Florette"
Regie: Claude Berri
Darsteller: Yves Montand, Gerard Depardieu, Daniel Auteuil

Manon de Sources:
Silva Screen FILMCD 329
Orchestre de Paris
Dirigent: Jean-Claude Petit
14, 35:59 Min.

Deutscher Titel: "Manons Rache"
Regie: Claude Berri
Darsteller: Yves Montand, Emmanuel Béart, Daniel Auteuil