Ob es wohl John Powell mittlerweile langweilt, einen animierten Film nach dem nächsten
musikalisch zu betreuen? Offenbar nicht, denn nach den
Robots und
Ice Age 2
folgt nun
Happy Feet, die Fabel eines Kaiserpinguins, der im Gegensatz zu seinen Artgenossen
nicht singen, dafür aber steppen kann. Powell hat dazu erneut eine turbulente,
weitgehend orchestrale Tour de Force geschaffen, die sich temporeich und waghalsig
durch zahlreiche Stilrichtungen und Stilismen navigiert. Aufgrund der Tanz- und Singthematik
der Vorlage spielen verschiedene Tänze in der Musik eine große Rolle, machen sich daher vor allem im Mittelteil der Komposition
Samba- Tango- und Calypso-Einflüsse bemerkbar. Dazu treten Soul-Elemente,
poppige elektronische Rhythmen und Frauen- sowie Männerchoräle. Ein sinfonischer Überbau
mit Mickey Mousing, romantischen Themen und natürlich Ostinato-lastigen Actionstücken im
Media Ventures-Stil (in Track 21 klingt die Rhythmik z.B. verdächtig nach Zimmers
Last Samurai)
gehört ebenfalls zum mittlerweile gewohnten Animations-Standard des Hauses Powell.
Doch Happy Feet erreicht nicht ganz den Pfiff und die Kohärenz der letzten Arbeiten des Komponisten im Animations-Genre. Die CD ist mit knapp 68 Minuten nicht nur viel zu lang,
sie wirkt im Mittelteil durch die verschiedenen Tanzstücke leider auch arg zerfahren.
Die netten, aber auch beliebig wirkenden Stilübungen verwässern den Hörfluss, zumal Powell
hier kaum motivisch arbeitet. Dazu kommt eher Überflüssiges wie der "Pinguin-Singsang" aus
"In my Room" oder manches standardisiertes Action-Scoring. Immerhin weiß die Musik mit schönen
Themen zu begeistern. Ein an die Robots
erinnerndes Motiv für die kleinen Pinguine und ein schönes Streicherthema als eine Art
Sehnsuchts-Motiv stechen markant hervor. Besonders reizvoll ist auch "The Huddle",
ein kraftvoller Männerchoral, der ein klein wenig an Russische Oratorien denken lässt.
Derartige Akzente sind es letztendlich, die viel Spaß machen und Powells Happy Feet
einen soliden Unterhaltungswert verleihen. Handwerklich ist die Musik ordentlich. Alles im
grünen Bereich also. Und doch wünscht man sich insgeheim, dass auch mal wieder andere
Komponisten als Powell, Gregson-Williams und Hans Zimmer vermehrt an die Vertonung
animierter Stoffe gelassen werden. (mr)
Warner Sunset 94646-2
The Sydney Scoring Orchestra
Dirigenten: David Stanhope, Brett Weymark
67:40 Min.
Filminfo:
Regie: George Miller
Tracklist:
- The Huddle (2:22)
- The Eggs Hatch (0:39)
- Birth of Mumble (1:43)
- Wives Ho! (4:07)
- Singing Lessons (2:18)
- The Skua Birds (2:30)
- In My Room (1:22)
- Graduation (1:35)
- Fish (1:42)
- Leopard Seal (3:01)
- Adelieland (3:02)
- Bob's LED (1:33)
- Finding Aliens (1:47)
- Lovelace's Pile (3:03)
- If I Could Sing (0:45)
- Exile (2:18)
- The Leader of the Pack (1:25)
- Finding Lovelace (2:39)
- Gloria Joins (3:04)
- The Hill (1:21)
- Fun Food Storm (5:19)
- Killer Whales (2:52)
- The Alien Ships (4:46)
- In the Zoo (3:20)
- First Contact (1:46)
- Mumble Returns (1:34)
- Tap Versus Chant (2:56)
- The Helicopter (0:53)
- Communication (1:58)