John Powell und der Animationsfilm: Diese Paarung scheint so schnell wohl nicht von der Kinoleinwand wegzudenken zu
sein. Elf animierte Kinderfilme hat der Amerikaner in den letzten elf Jahren vertont. Und noch ist kein Ende abzusehen.
Angesichts einer solchen Masse verwundert es kaum, dass Powell, wenngleich er ein gewisses kompositorisches Niveau kaum
unterschreitet, sich doch seit einiger immer wieder selbst wiederholt. So auch beim neuesten Streich, der zweiten
Ice Age-Fortsetzung
mit dem Untertitel
Die Dinosaurier sind los - Dawn of the Dinosaurs.
Hier begegnet dem Hörer ein aus den vorangegangen Musiken des Komponisten wohlvertrautes Filmmusik-Spektakel,
eine irrwitzige orchestrale Tour de Force durch zahlreiche Stilrichtungen. Erneut gibt es eine ganze Reihe
kleiner Kabinettstücken. Wenn Powell in "Scrat finds furry Love" ein romantisches Mini-Klavierkonzert präsentiert,
sich in den wuchtigen Action-Piecen an Steiners
King Kong respektive
The lost World von John Williams
orientiert oder in "Dinosaur Vista" mit hymnenartigen Chorälen arbeitet, dann macht das auch in der elften Powellschen
Animationsmusik Spaß. Hübsch auch die eingebauten Fremdzitate: das Adagio aus
Aram Khachaturians Ballett
Spartacus, das Liedthema aus "You’ll never find another love like mine"
(der von Lou Rawls gesungene Schlusssong) und schließlich Gilbert O’Sullivans "Alone Again" klingen an.
Zwei Dinge geraten der Vertonung über den üblichen Genre-Durchschnitt hinaus zum Vorteil: Zum einen, dass
Powell sein prägnantes Hauptthema aus dem zweiten Teil, Ice Age - The Meltdown, erneut
als tragender melodische
Gedanke verwendet. Zum anderen überzeugt der mit wenigen Ausnahmen weitgehende Verzicht auf elektronische
Spielereien, nicht zuletzt die bei Powell so häufig anzutreffenden, monotonen
Drumloops. Daher pendelt Ice Age - Dawn of the Dinosaurs lustvoll zwischen turbulenten Mickey Mousing,
dezent archaischer Abenteuersinfonik und natürlich vielen stilistischen Querschlägern. Essentiell oder gar neuartig ist das
natürlich in keinerlei Weise, zumal die Musik ohne einen markanten neuen thematischen Einfall auskommen muss.
Sie ist aber eben doch charmant genug, um auch über lange 74 Minuten bei 44 (!) Stücken
ein kurzweiliges und überraschend gut fließendes Hörvergnügen zu bereiten. Und das ist
mehr als sich von den meisten Vertonungen des laufenden Kinojahres behaupten lässt. (mr)
Varèse Sarabande VSD-6978
The Hollywood Studio Symphony
Dirigent: Pete Anthony
74:02 Min.
Filminfo:
Deutscher Titel: "Ice Age 3 - Die Dinosaurier sind los"
Regie: Carlos Saldanha
Tracklist:
- Code Blue (1:44)
- Pregnant (1:56)
- Leaving the Herd (1:50)
- The Cavern (0:33)
- Magic Eggs (0:13)
- Egg Roll (2:08)
- The Cliff (0:19)
- Sid’s Kids (1:36)
- Nest (1:22)
- Playground (1:34)
- Scrat Finds Furry Love (0:41)
- Momma (3:38)
- Entry to Lost World (1:36)
- Dinosaur Vista (0:34)
- Meet Buck (2:59)
- Flower of Death (2:49)
- Nose Job (1:35)
- Trek (1:00)
- Chasm of Death (0:22)
- Big Smelly Crack (3:10)
- We Shall Raise Them Vegetarian (2:20)
- Campfire Stories (1:19)
- Flashback (0:59)
- Nite Nite (0:45)
- You'll Never Tango (0:48)
- Herd Crossing (0:37)
- Plates of Woe (3:58)
- Battle Cry (0:16)
- Buck's Theme (0:38)
- Battles (4:05)
- Over the Falls (0:13)
- Rescues (3:33)
- Alone Again (1:54)
Performed by Chad Fischer
- To the Portal (0:54)
- Rudy Fight (2:12)
- Farewell (1:42)
- Out of This World (0:33)
- Buck Returns (1:08)
- Welcome to the Ice Age (1:58)
- At Home with the Scrats (0:26)
- The Call of the Siren Acorn (0:16)
- True Love for Our Hero (0:23)
- End Credits (7:00)
- You'll Never Find Another Love Like Mine (4:26)
Performed by Lou Rawls