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Rezension

"Die Eiszeit endet nicht"

John Powell:

Ice Age -
Dawn of the Dinosaurs (2009) ***½

John Powell und der Animationsfilm: Diese Paarung scheint so schnell wohl nicht von der Kinoleinwand wegzudenken zu sein. Elf animierte Kinderfilme hat der Amerikaner in den letzten elf Jahren vertont. Und noch ist kein Ende abzusehen. Angesichts einer solchen Masse verwundert es kaum, dass Powell, wenngleich er ein gewisses kompositorisches Niveau kaum unterschreitet, sich doch seit einiger immer wieder selbst wiederholt. So auch beim neuesten Streich, der zweiten Ice Age-Fortsetzung mit dem Untertitel Die Dinosaurier sind los - Dawn of the Dinosaurs. Hier begegnet dem Hörer ein aus den vorangegangen Musiken des Komponisten wohlvertrautes Filmmusik-Spektakel, eine irrwitzige orchestrale Tour de Force durch zahlreiche Stilrichtungen. Erneut gibt es eine ganze Reihe kleiner Kabinettstücken. Wenn Powell in "Scrat finds furry Love" ein romantisches Mini-Klavierkonzert präsentiert, sich in den wuchtigen Action-Piecen an Steiners King Kong respektive The lost World von John Williams orientiert oder in "Dinosaur Vista" mit hymnenartigen Chorälen arbeitet, dann macht das auch in der elften Powellschen Animationsmusik Spaß. Hübsch auch die eingebauten Fremdzitate: das Adagio aus Aram Khachaturians Ballett Spartacus, das Liedthema aus "You’ll never find another love like mine" (der von Lou Rawls gesungene Schlusssong) und schließlich Gilbert O’Sullivans "Alone Again" klingen an.

Zwei Dinge geraten der Vertonung über den üblichen Genre-Durchschnitt hinaus zum Vorteil: Zum einen, dass Powell sein prägnantes Hauptthema aus dem zweiten Teil, Ice Age - The Meltdown, erneut als tragender melodische Gedanke verwendet. Zum anderen überzeugt der mit wenigen Ausnahmen weitgehende Verzicht auf elektronische Spielereien, nicht zuletzt die bei Powell so häufig anzutreffenden, monotonen Drumloops. Daher pendelt Ice Age - Dawn of the Dinosaurs lustvoll zwischen turbulenten Mickey Mousing, dezent archaischer Abenteuersinfonik und natürlich vielen stilistischen Querschlägern. Essentiell oder gar neuartig ist das natürlich in keinerlei Weise, zumal die Musik ohne einen markanten neuen thematischen Einfall auskommen muss. Sie ist aber eben doch charmant genug, um auch über lange 74 Minuten bei 44 (!) Stücken ein kurzweiliges und überraschend gut fließendes Hörvergnügen zu bereiten. Und das ist mehr als sich von den meisten Vertonungen des laufenden Kinojahres behaupten lässt. (mr)

Varèse Sarabande VSD-6978
The Hollywood Studio Symphony
Dirigent: Pete Anthony
74:02 Min.

Filminfo:
Deutscher Titel: "Ice Age 3 - Die Dinosaurier sind los"
Regie: Carlos Saldanha

Tracklist:

  1. Code Blue (1:44)
  2. Pregnant (1:56)
  3. Leaving the Herd (1:50)
  4. The Cavern (0:33)
  5. Magic Eggs (0:13)
  6. Egg Roll (2:08)
  7. The Cliff (0:19)
  8. Sid’s Kids (1:36)
  9. Nest (1:22)
  10. Playground (1:34)
  11. Scrat Finds Furry Love (0:41)
  12. Momma (3:38)
  13. Entry to Lost World (1:36)
  14. Dinosaur Vista (0:34)
  15. Meet Buck (2:59)
  16. Flower of Death (2:49)
  17. Nose Job (1:35)
  18. Trek (1:00)
  19. Chasm of Death (0:22)
  20. Big Smelly Crack (3:10)
  21. We Shall Raise Them Vegetarian (2:20)
  22. Campfire Stories (1:19)
  23. Flashback (0:59)
  24. Nite Nite (0:45)
  25. You'll Never Tango (0:48)
  26. Herd Crossing (0:37)
  27. Plates of Woe (3:58)
  28. Battle Cry (0:16)
  29. Buck's Theme (0:38)
  30. Battles (4:05)
  31. Over the Falls (0:13)
  32. Rescues (3:33)
  33. Alone Again (1:54)
    Performed by Chad Fischer
  34. To the Portal (0:54)
  35. Rudy Fight (2:12)
  36. Farewell (1:42)
  37. Out of This World (0:33)
  38. Buck Returns (1:08)
  39. Welcome to the Ice Age (1:58)
  40. At Home with the Scrats (0:26)
  41. The Call of the Siren Acorn (0:16)
  42. True Love for Our Hero (0:23)
  43. End Credits (7:00)
  44. You'll Never Find Another Love Like Mine (4:26)
    Performed by Lou Rawls