Die Zusammenarbeit zwischen dem polnischen Komponisten Zbigniew Preisner und Regisseur
Krzysztof Kieslowski begann 1987 mit
Dekalog, einer zehnteiligen Reihe, die sich in
jeder Folge sozialkritisch mit einem der Gebote auseinandersetzt. Es war der Auftakt zu mehreren gemeinsamen
Filmen wie
The Double Life of Veronika und der
Drei Farben-Trilogie.
Dekalog ist die musikalische Grundlage und Wurzel vieler späterer Preisner-Partituren.
Alle typischen Elemente sind bereits vorhanden: die spärliche Orchestrierung, das
Experimentieren mit der Wirkung einzelner Klänge und Töne, sowie die virtuose Chorarbeit.
Die Handschrift des Komponisten ist dabei unverwechselbar und seine Musik von einer
tiefen slawischen Melancholie geprägt.
Auch Dekalog lebt von Andeutungen, einzelnen Klangfolgen, die Preisner nur in
Schlüsselmomenten der Filme auskomponiert und zur vollen Wirkung kommen läßt.
Klavier, Streicher, Holzbläser und Gitarre versprühen in ihrem Spiel eine spröde, fast traurige
Atmosphäre. Die stärkste Wirkung erzielen wie auch in späteren Filmmusiken Preisners
vor allem die Vokalstücke, die hier neben dem Chor von der Sopranistin Elzbieta Towarnicka
interpretiert werden. Die fünfte Dekalog-Episode enthält die faszinierendste Untermalung mit
ihrem Chorgesang, sowie einer ungewöhnlichen Mischung aus dissonanten und melodiösen Klängen.
In den anderen Folgen baut Preisner stärker auf ruhige Motive, in denen Themen nur
angedeutet werden. Trotz einiger schöner Momente, fehlt der Musik abseits des Filmes bisweilen
eine gewisse Eigenständigkeit.
Dekalog ist sicher keine einfache musikalische Kost. Die schwermütige Komposition
dürfte es nicht leicht bei Hörern haben, die hauptsächlich Filmmusik aus Amerika hören.
Trotzdem lohnt es sich, die Musik Preisners kennenzulernen und so einen aufschlußreichen
Einblick in die aktuelle polnische Filmmusik zu erhalten.
Dekalog wurde zusammen mit The Last September und Aberdeen im Rahmen
einer Preisner-Edition von Silva Screen veröffentlicht, innerhalb der hoffentlich bald weitere
Veröffentlichungen folgen werden. (mr)
Silva Screen SILKD 6029
The Symphonic Orchestra of Katowice
Dirigent: Zdzislaw Szostak
25, 52:42 Min.
Regie: Krzysztof Kieslowski
Darsteller: