Als er engagiert wurde, die Komödie
Maria, ihm schmeckt’s nicht! zu vertonen, sei seine anfängliche Begeisterung schnell in
Depression umgeschlagen, schreibt Niki Reiser im Booklet zur bei Königskinder erschienen Filmmusik-CD. Der Grund: Die Regisseurin, Neele Leana Vollmar,
hatte beim Rohschnitt den Film komplett mit Melodien von Nino Rota (vermutlich aus dessen Fellini-Filmen) unterlegt. Auf Reiser
fiel nun die undankbare und keineswegs leichte Aufgabe zu, diese mit neuen Eigenkompositionen zu ersetzen. Doch dafür hat sich der gebürtige Schweizer
überaus achtbar aus der Affäre gezogen. Seine Arbeit knüpft zwar unüberhörbar beim Vorbild Rota an, sie
geht aber durchaus auch eigene Wege.
Spritzig und mit einer in der deutschen Filmmusik seltenen Leichtigkeit entspinnt Niki Reiser einen sommerlichen Melodiereigen,
in dem liebevoll instrumentierte Tanzstücke (gespielt u.a. von Kontrabasse, E-Piano, Saxophon, Gitarre) neben sehnsüchtigen Streichermelodien
stehen. Dazu gehören natürlich auch italienische Musikklischees. Schließlich erzählt der Film die Geschichte eines
jungen Mannes der in eine in Deutschland lebende italienische Familie einheiratet, Kultur-Clash inklusive. Fast zwangsläufig
erscheint daher das prominente Spiel von Akkordeon und Mandoline. Da Neele Leana Vollmar in Rückblenden auch die erste Generation der Familie,
die in den 60er Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland kam, porträtiert, wird in bester Easy Listening Manier gesungen und
gepfiffen, wie man es noch von Ennio Morricone aus den 60er bzw. 70er Jahren kennt. Eine gewisse Tendenz zum seichten Schlager
lässt sich dabei kaum leugnen, fällt aber glücklicherweise nur in wenigen Stücken unangenehm auf.
So sehr sich Reiser müht, italienisch zu klingen, so sehr erahnt man in den temperamentvollen Piecen freilich
auch die Klezmer-Wurzeln des Komponisten, ob mit der Kombo Kol Simcha oder in jüngerer filmmusikalischer Vergangenheit mit der Arbeit zur Komödie
Alles auf Zucker! (2005). Dieser Umstand, aber auch die orchestralen Passagen (Rainer Bartesch dirigiert das Basler Filmorchester),
in der die typische Handschrift des Komponisten hervortritt, geben der Musik eine eigene Färbung, die sie über eine reine Stilkopie hinausgehen
lässt. Wer über die italienischen Musikklischees und manche vielleicht eine Spur zu seichte Passage hinweghören kann, erlebt
mit Maria, ihm schmeckt’s nicht eine flotte, burleske Komödienmusik, die vielleicht nicht sonderlich tiefgründig, aber dennoch
charmant und kurzweilig unterhält. Sicher kein Meisterstück, aber in jedem Fall eine sommerlich-leichte Filmmusik. die bestens für den nächsten
Rotweinabend geeignet ist. (mr)
PS: Einen überraschenden CD-Abschluss bieten die Sportfreunde Stiller, die hier ihren Song "Ein Kompliment" auf italienisch eingespielt haben (einer von insgesamt
fünf Filmsongs).