Im Jahr 2000 haben gleich zwei Science Fiction-Filme über eine erste bemannte Marsexpedition
im Kampf um die Gunst der Zuschauer konkurriert. Der erste war Brian de Palmas bildgewaltiges aber
inhaltlich dünnes
Mission to Mars-Abenteuer (Musik: Ennio Morricone).
Die zweite Produktion um eine Besiedlung des roten Planeten,
Red Planet,
startete ein halbes Jahr später in den amerikanischen Kinos.
Beide Filme floppten beim Publikum ebenso wie bei der Kritik.
Red Planet wurde von Graeme Revell vertont, einem eher unauffälligen Komponisten aus
der zweiten Reihe in Hollywood. Meistens sind seine Arbeiten durchschnittliche, wenig inspirierte,
Konfektionsware. Sein bislang bekanntester und erfolgreichster Soundtrack dürfte vermutlich
The Crow - Die Krähe von 1994 gewesen sein. Trotz aller möglicher Vorbehalte
ist seine neueste Arbeit auf jeden
Fall einen Blick wert.
Anders als Morricone, der bei Mission to Mars mit einer
eher klassisch inspirierten Partitur überrascht hat, setzt Revell auf moderne elektronische
Klangstrukturen, die deutlich von der Pop/Rock-Musik der letzten Jahre beeinflußt sind.
Einen Großteil ihrer Faszination verdankt die Musik der opernhaften Stimme der
Sängerin Emma Shapplin, die drei Stücke des Scores veredelt. Ein weiterer reizvoller
fernöstlich klingender Gesangspart in "Dante's Eternal Flame" stammt von der Sängerin Melissa Kaplan.
Geschickt angereichert
mit Chor und Orchester, gelingt Revell eine frisch wirkende Komposition, die weniger
einer traditionellen Musikdramaturgie als dem Erzeugen einer exotischen Atmosphäre
verpflichtet ist. Sphärische Passagen, konventionelle Poprhythmen und bizarre Geräuschkulissen
wechseln einander ab. Schön ist neben den Vokalpassagen vor allem der Einsatz des Chores (z.B.
in "Mars Red Planet"). Auch wenn die elektronische Dramatik in "Crash Landing"
mißlingt und die Musik manchmal etwas monoton klingen mag, ist sie trotz allem
auch abseits des Films angenehm hörbar. Dort wird sie auf CD
von ordentlichen Pop-Songs, z.B. von Sting ("A Thousand Years") und Peter Gabriel (ungewöhnlich
für ihn: "The Tower that ate People") prima ergänzt. (mr)