Richard Robbins ist ein ungewöhnlicher Filmkomponist. Er trat nämlich mit Ausnahme einiger weniger Projekte
praktisch ausschließlich für das auf Kostümstoffe spezialisierte Produktionsteam Merchant-Ivory in Erscheinung.
Eine derartige Fixierung ist in der Filmwelt zweifellos sehr selten. Zwei Male wurde eine seiner Vertonungen für den begehrten Oscar nominiert. 1992
Wiedersehen in Howards End
und ein Jahr später
Was vom Tage übrigblieb, seine vielleicht beste Filmpartitur. Nach diesen
beiden Erfolgsfilmen begann der Stern von Altmeister James Ivory jedoch zu sinken. Mit keinem der nachfolgenden
Projekte vermochte er Kritik oder Publikum ähnlich zu begeistern. Ob
Jefferson in Paris,
Picasso
oder zuletzt
The Golden Bowl: sie alle wurden zu mehr oder weniger verdienten Flops. Diese Entwicklung
machte auch nicht vor den Musiken von Richard Robbins halt, die mittlerweile eher ein Schattendasein fristen.
Es steht zu befürchten, dass sich daran mit der Liebeskomödie Eine Affäre in Paris - Le Divorce nur
wenig ändern wird. Kritiker und Publikum zeigten sich nämlich von der langatmigen und bisslosen Geschichte
übermäßig gelangweilt. Dabei verdient der Beitrag von Richard Robbins dieses Mal durchaus etwas mehr Beachtung.
Für die in Paris spielende Handlung hat er eine leichtfüßige und charmante Partitur geschrieben, die nicht
ganz auf klischeehaftes französisches Kolorit (meist im Spiel des Akkordeons zu hören) verzichtet, dafür aber mit schöner
Melodik anspricht. Das lyrische "Paris"-Thema, eine melancholische Streichermelodie ("Train to the Country") und
das dezent-fragile Liebesthema ("Chez Persan") sind die zentralen Ideen, mit denen Robbins
arbeitet. Darüber hinaus gibt es eine Hommage an den berühmten französischen Filmkomponisten Georges Auric. Gleich
mehrfach wird dessen Musik zu Beauty and the Beast zitiert.
Die Orchestrierung ist sorgfältig gestaltet und weiß besonders mit schönen Soli von Gitarre, Violine und Saxophon
zu gefallen. Überhaupt zeigt das mehrfache Hören eine sehr detaillierte Ausarbeitung. Da stehen dezente Minimalismen
neben poppig-jazzigen Anteilen und den bereits erwähnten folkloristisch gefärbten Stücken. Etwas blasser sind
die dramatischen Passagen im letzten Drittel ausgefallen. Doch insgesamt fließt die CD zu Le Divorce
gut und liefert ein entspanntes Hörerlebnis. Dieses wird immer wieder von französischen Chansons unterbrochen,
die sich aber meist reibungslos in die Komposition integrieren.
Drum ist Le Divorce eine rundum schöne, nett gemachte Filmmusik, die zu den besten Werken von
Richard Robbins zählen darf. Zwar handelt es sich um keinen Meilenstein, aber sicher um eine der ansprechendsten
romantischen Musiken der letzten Zeit. (mr)
Grandstand Entertainment/Sony Music 513605 2
69:54 Min.
Filminfo:
Deutscher Titel: "Eine Affäre in Paris"
Regie: James Ivory
Darsteller: Kate Hudson
Tracklist:
- "Qu'est Est-ce Qu'on Attend Pour Être Heureux" (3:05)
performed by Patrick Bruel/Johnny Hallyday
- The Market (2:18)
- "En Relisant Ta Lettre" (1:59)
performed by Serge Gainsbourg
- Isabel Arrives (1:34)
- Train To The Country (1:21)
- Chez Persand (Love Theme from Le Divorce) (2:08)
- "L'anamour" (2:49)
performed by Jane Birkin
- A Phone Call (2:52)
- Santa Barbara (1:45)
- Saint Ursula (1:21)
- Seductions (2:52)
- A Kelly Bag And Tisane (4:48)
- Concert (1:22)
- Carousel And Thoughts Of Suiside (2:08)
- The Family Arrives (1:33)
- From "Beauty And The Beast" (1:08)
- Train To The Country, Part II (1:55)
- Roxy And Isabel (1:55)
- Les Elles (5:38)
performed by Pamela Peacemaker
- Persand Gates Close (2:58)
- Rollerblade (1:14))
- The Tower (2:24)
- From The Top (1:36)
- The Kelly Bag Flies (3:34)
- Café Terraces (1:08)
- Fin One (1:01)
- Auction House (2:05)
- Fin Two (0:39)
- Love Dance (4:30)
performed by Mystic Diversions