Der Franzose Philippe Sarde ist vielleicht der wichtigste französische
Filmkomponist der letzten zwanzig Jahre. Zu seinen bekanntesten Arbeiten gehören
die oscarnominierte Partitur zu Roman Polanskis
Tess und der Soundtrack
zum französischen Drama
Les Choses de la Vie.
Nur wenigen dürfte bekannt sein, daß Sarde auch eine ganze Reihe amerikanischer
Filme vertont hat. Gleich dreimal schrieb er zum Beispiel die Musik für Projekte des Regisseurs
Marshall Brickman.
Die Veröffentlichung des Soundtracks zum Kammerspiel Sister Mary explains it all
hat das Label Varèse Sarabande zum Anlaß genommen, auf diese drei Arbeiten zurückzublicken.
Beim Schreiben des Drehbuchs zum Liebesdrama Lovesick (****) hatte Brickman Ende der 70er fortwährend
Sardes Tess gehört. Fasziniert von der Musik des Franzosen, engagierte er ihn
für seine zweite Regiearbeit. Die Romanze schwelgt musikalisch in nostalgischen, walzerseligen
Melodien, die Sarde sehr reizvoll orchestriert hat.
Für die zweite Zusammenarbeit, den Thriller The Manhattan Project (***½), greift
der Komponist auf das Pariser Sinfonieorchester zurück, das er mit 80er Jahre Synthesizerklängen
bereichert. Die nette, allerdings wenig originelle, Komposition klingt hörbar nach
John Williams. Sie bleibt allerdings etwas hinter dem offensichtlichen Vorbild zurück
und fällt gegenüber den anderen beiden Beiträgen der CD ein wenig ab.
Wunderschön sind hingegen die an Kirchenmusik erinnernden Choralstücke aus Sister Mary
explains it all (****) gelungen. Die feierlichen Gesänge zu Orgel- und Streicherbegleitung gehören
zum Feinsten im Werk des Franzosen. Nostalgisch klingendes Flötenspiel und die begleitenden
Orgelklänge runden die ausgesprochen edle Komposition ab.
Mit der vorliegenden Kompilation beweist Sarde eindrucksvoll seine Vielseitigkeit.
Alle drei Musiken sind sauber ausgearbeitet und gefallen mit ihren eingängigen Themen.
Die Varèse-CD bietet zwar keine innovativen Vertonungen, dafür aber ein edles
Album von hohem Repertoirewert. Die tolle Idee, die vorher unveröffentlichten
Soundtracks zu Lovesick und The Manhattan Project ebenfalls zu Gehör kommen
zu lassen, verdient viel Lob.
Der ausführliche Begleittext des Regisseurs Brickman, der auf die Zusammenarbeit
mit dem Komponisten eingeht, bestätigt nur den guten Eindruck dieser
liebevoll gemachten Edition. (mr)
Varèse Sarabande VSD-6268
Dirigent: David Snell
74:46 Min.
Sister Mary explains it all (2001):
Regie: Marshall Brickman
Darsteller: Diane Keaton, Jennifer Tilly
The Manhattan Project (1986):
Deutscher Titel: "Manhattan Project - Der atomare Alptraum"
Regie: Marshall Brickman
Darsteller: John Lithgow
Lovesick (1983):
Regie: Marshall Brickman
Darsteller: Dudley Moore, Alec Guinness
Tracklist:
Sister Mary Explains it All
- Praise My Soul (Main Titles) (2:54)
- Preparations (2:41)
- Memory (3:55)
- O Come Emanuel (2:12)
- The Serpent (5:50)
- Innocence (2:00)
- Escape (2:05)
- Praise My Soul (Reprise) (1:35)
- Redemption / End Titles (6:00)
Lovesick
- Main Theme (5:58)
- Freudian Waltz (3:55)
- Mesmerized (1:56)
- Obsession in ¾ Time (2:52)
- Two A.M. (1:19)
- Saul's Nightmare (3:44)
- Chloe (3:11)
- Alone (1:04)
- Lovesick (2:31)
The Manhattan Project
- Main Title (1:54)
- Ithaca (1:44)
- Escape (3:20)
- Plutonium (2:40)
- Night / Love Theme (2:45)
- Resolution / End Title (5:41)