The Cell gehörte zu den umstrittensten Produktionen des Filmjahres 2000.
Der ehemalige Video- und Werbefilmer Tarsem Sinch erzählt in dem Fantasy-Thriller von einer neuen Erfindung, die
es erlaubt, sich in die Psyche eines anderen Menschen zu begeben. Die Psychologin
und Therapeutin (Jennifer Lopez) dringt auf diese Weise in das
Gehirn eines Psychopathen ein. Ziel ihrer gefährlichen Mission ist es, Hinweise
über den Verbleib des letzten, sich in Lebensgefahr befindlichen, Opfers eines Serienkillers zu erhalten.
Die dünne und konstruierte Rahmenhandlung dient allein als Aufhänger für die Darstellung
visuell überbordender Fantasiewelten, die zum eindrucksvollsten gehören, das in
den letzten Jahren auf der Kinoleinwand zu sehen war. Von den kargen Wüstenbildern
in der Welt eines kleinen Jungen zu Beginn des Filmes bis hin zu der pervertierten
Seelenlandschaft des Psychopathen, sind Ausstattung und Kostüme mit großem
Einfallsreichtum und von hohem Symbolwert entworfen. Dabei scheut der Film auch
nicht vor Kitsch und Trivialität zurück, die freilich zu jeder Traumlandschaft gehören.
Ein integraler Bestandteil eines so faszinierenden Filmerlebnisses ist zweifellos
die musikalische Untermalung. Diese stammt vom späteren Herr der Ringe-Komponisten
Howard Shore und ist nicht minder ungewöhnlich wie der Film. Ähnlich wie Mychael Danna
in 8mm entwirft Shore eine exotische, arabisch beeinflusste Klangwelt, die
in ihrer Fremdartigkeit gleichermaßen verführerisch wie verstörend erscheint. Großen
Anteil daran haben die Master Musicians of Jajouka, ein großartiges marokkanisches
Perkussion-Ensemble, welches faszinierend mit der von Howard Shore dirigierten
London Philharmonic harmoniert. Neben traditionellen arabischen Harmonien und aufwühlenden
Dissonanzen bieten meditative sphärische Passagen den ruhigen Ausgleich zwischen
der fulminanten orchestralen Dramatik.
The Cell ist zweifellos die experimentellste und innovativste Filmmusik des
Jahres. Trotz des Fehlens eingängiger Melodien und vieler Dissonanzen, die einige
Hörer abschrecken dürften, hat sie eine betörende und soghafte Wirkung. The Cell
ist alles andere als leichte musikalische Kost. Shore
beweist, daß wenn der Stoff es zuläßt, auch im heutigen Hollywood-Kino
noch neuartige und ideenreiche Filmkompositionen möglich sind. (mr)
Silva Screen FILMCD 346
The London Philharmonic Orchestra & The Master Musicians of Jajouka
Dirigent: Howard Shore
59:37 Min.
Tracklist:
Regie: Tarsem Sinch
Darsteller: Jennifer Lopez
Tracklist:
- The Cell (3:19)
- Carl Rudolph Stargher (2:01)
- Trauma (1:40)
- 92 Aqua Green Ford (1:30)
- FBI Pathologist (2:40)
- Whalen's Infraction (2:03)
- Tide Pool (5:00)
- Sing a Song of Sixpence (4:09)
- Valentine (2:49)
- Chlorine and Rust (1:31)
- Only Girls Play With Dolls (2:20)
- Normal Psychotropics (1:49)
- The Seduction (2:58)
- Four and Twenty Blackbirds (0:57)
- Stargher King (6:13)
- Catherine's World (4:32)
- The Drowning (7:15)
- Scavenged Dolls (0:48)
- Vital Signs (2:02)
- You Can Find the Feeling (Radio Edit) (3:47)
(written by Bachir Attar, Talvin Singh and Brad Somatik,
performed by The Master Musicians of Jajouka)