Zum Film:
Die Bedrohung des trauten Heims und der Familie ist schon
ein als geradezu klassisch zu bezeichnender Stoff für Krimis und Thriller - und das nicht
erst seit Ein Köder für die Bestie oder dessen Remake
Kap der Angst. David Fincher (Sieben, Fight Club) hat dieses
Grundmotiv für seinen neuen Reißer Panic Room
geschickt in das heutige New York transportiert und dabei
aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen miteinfließen lassen.
Der titelgebende "Panic Room", ein hermetisch abgeriegelter Hochsicherheitstrakt
im eigenen Haus, ist dabei keine kuriose Drehbucherfindung, sondern offenbar tatsächlich der
letzte Schrei sicherheitsverliebter Paranoiker in den Staaten.
Daß die von Jodie Foster gespielte Meg Altman mit ihrer Filmtochter nach einer Scheidung
alleine lebt, entspricht zudem den Trends der letzten Jahre. Nach aktuellen
Statistiken wird etwa jede zweite Ehe wieder geschieden und das "Single"-Dasein
boomt. In dieser Grundkonstellation läßt das Drehbuch von David Koepp (Spider-Man)
Einbrecher ins Haus kommen, die es genau auf Geld abgesehen haben, welches ausgerechnet im Panic Room versteckt wurde.
Fincher inszeniert das Ganze als nervenaufreibendes Katz-und-Maus-Spiel,
bewegt sich dabei aber innerhalb der Grenzen des konventionellen Spannungskinos.
Mit dem radikalen Fight Club hat Panic Room deshalb allenfalls
die raffinierten Kamerafahrten gemeinsam. Ingesamt handelt es sich deshalb um einen ordentlichen Thriller.
Von Fincher ist man freilich Besseres gewohnt.
Zum Soundtrack:
Für Howard Shore war Panic Room die erste Filmkomposition nach seinem
oscargekrönten Herr der Ringe.
Doch anders als dort verzichtet Shore hier vollständig auf greifbare Themen.
Konsequent in kühlen, düsteren Klangfarben gehalten ordnet sich die Musik ganz den Bildern unter.
Dies geht sogar soweit, daß man sie im Kino kaum wahrnimmt.
Auf der halbstündigen Filmmusik-CD von Varèse kann man genauer hinhören: Streicher in düsteren Moll-Tonlagen
und kurze Einwürfe der Bechbläser bestimmen vornehmlich das Klangbild. Elektronische Soundeffekte sind dazu vereinzelt
im Hintergrund zu vernehmen.
Man muß Shore zwar bescheinigen, eine ordentlich und routiniert
gearbeitete Filmmusik geschrieben zu haben. Doch diese bleibt zu sehr den Bildern
verhaftet, um losgelöst davon wirklich überzeugen zu können. Schlecht ist die Panic Room-Vertonung
sicher nicht - nur ein gutes Stückchen zu filmdienlich um auch abseits der Bilder zu funktionieren. Herber konnte
der musikalische Kontrast zu den filmmusikalischen Welten der Tolkien-Verfilmung kaum ausfallen. (mr)
Varèse Sarabande VSD-6346
The Hollywood Studio Symphony
Dirigent: Howard Shore
30:11 Min.
Filminfo:
Regie: David Fincher
Darsteller: Jodie Foster, Forest Whitaker
Tracklist:
- Main Title (2:09)
- Caution - Flammable (4:51)
- Working Elevator (4:25)
- Fourth Floor Hallway (3:26)
- Locking us in (3:16)
- Castle Keep (2:37)
- What we want is in that Room (3:07)
- Zone 19 Disabled (3:18)
- A very emotional Property (3:01)