Die Reihe brutaler, die Grenzen auslotender Horrorfilme reißt nicht ab. Nach Schockern
wie
The Devil Rejects, den beiden
Saw-Filmen oder zuletzt
Hostel kommt nun
Wolf Creek in die hiesigen Kinos. In dem Reißer
aus "Down Under" geht es um die alptraumhaften Erlebnisse dreier Rucksackreisender in einem Australischen
Nationalpark.
Den meisten Hororr-Vertonungen der letzten Jahre ist es gemeinsam, dass man sich
mitunter schwer tut, von Musik und nicht einem die Geräuschkulisse des Filmes bildenden
Sound-Design zu sprechen. Auch die Wolf Creek-Musik des Australischen Newcomers Francois
Tétaz gerät in diese Falle, die es beinahe unmöglich macht Film und Vertonung voneinander
zu trennen. Auch hier brodelt es düster aus dem Synthesizer, sind klirrende, metallische
Klänge (zum Teil verwendet Tétaz Aufnahmen von alten Telefonleitungen aus Australien) zu vernehmen und suggerieren monoton stampfende Bässe hektische Dramatik. Alles wie
gehabt also. Und dennoch setzt sich Tétaz mit einem Kunstgriff von vergleichbaren Genre-Werken
ab: Er lässt als Kontrapunkt über der synthetischen Klangkulisse immer wieder ein Streichquartett
düstere Mollakkorde spielen. Die Wirkung ist enorm. Man kann sich prima den kalten Schauer
vorstellen, den diese bizarre Kombination im dunklen Kinosaal verursacht. Gerade im letzten
Drittel der Musik, wenn die Streichermelodien die Klangkollagen sogar immer stärker in den Hintergrund
drängen, entfaltet Wolf Creek ungeahnte Hörqualitäten.
Auf CD bleibt Wolf Creek aber dennoch ein durchwachsenes Hörvergnügen. Auch wenn Tétaz
interessante Klangwirkungen gelingen - seine klirrenden Samples erinnern bisweilen gar an
asiatische Folklore - und vor allem natürlich der Einsatz der Streicher überzeugt, gibt es
ebenso viel Leerlauf. Wenn die Musik in der ersten Hälfte mitunter minutenlang monoton vor sich hin brodelt, wird die Geduld
des Hörers zwangsläufig stark strapaziert. Aber immerhin: Dass ein Horrorscore
im Kinojahr 2006 zumindest phasenweise aufhorchen lässt, ist mehr als man
überhaupt erwarten durfte. (mr)