Das Merchandising um Peter Jacksons
Herr der Ringe - Die Gefährten hat
letztes Jahr schier unerträgliche Formen angenommen. Ob auf Überraschungseiern oder Schokoriegeln:
Überall prangten Bilder und Schriftzüge des Filmes. Von den üblichen Postern, T-Shirts
und Sammelkarten ganz zu schweigen. Allein um das hohe Budget der aufwendigen Produktion
aufbringen zu können, sei dies ein notwendiges Übel gewesen, hieß es von Seiten der Produzenten.
Ganz glauben kann man das freilich nicht, war doch schon frühzeitig klar, daß
die Tolkien-Adaption ein Klassenschlager im großen Stil werden würde.
Wer die Doppel-CD der International Music Company dieser Tage in den CD-Regalen liegen
sieht, mag deshalb zunächst Schlimmes befürchten. Doch die Skepsis ist hier unbegründet. Die
"An Evening
in Rivendell" betitelte Box ist nämlich eine erfreuliche Veröffentlichung, die sich vor allem
an Kenner des Buches wendet.
Das aus Dänemark stammende Tolkien Ensemble hat nämlich auf zwei CD's (die in Dänemark
bereits 1997 und 2000 erschienen sind) eine Auswahl der im Herr der Ringe vorkommenden
Lieder eingespielt. Die Musik basiert dabei auf Vertonungen der Dänen Caspar Reiff und
Peter Hall.
Wer die Bücher nicht kennt, sollte wissen, daß ein wichtiger Bestandteil in Tolkiens
epischem Werk die Lieder sind, die sich die Romanfiguren gegenseitig vortragen.
Da die drei Filme auf sie verzichten, fehlt ihnen ein gutes Stück der Sagen- und Mythenwelt
der Ringgeschichte.
Wenn man sich die melancholischen, von Folklore durchzogenen Vertonungen des bereits
1995 gegründeten Ensembles anhört, fällt dann auch schnell eine zentrale Schwäche des
Kinospektakels auf: Das Mystische, der Pathos und die Erhabenheit der von Tolkien kreierten
Sagenwelt kommt im Film nicht zur Geltung - Unmöglichkeit der Umsetzung und Zugeständnis
an den Mainstream zugleich.
Wer Tolkiens Geschichte auf der großen Leinwand nicht wiedergefunden hat, dem dürften
die beiden vorliegenden CD's besser gefallen. Stimmungsvoll wird hier mit sparsamer
Begleitung (meist Gitarre, Akkordeon, Streicher und Harfe) musiziert. Unterschiedliche Solisten
übernehmen im Gesang die Rollen der verschiedenen Romanfiguren.
Auch wenn die Grundstimmung sehr ruhig und verhalten ist, sind die Vertonungen abwechslungsreich
und nicht ohne Geschick ausgearbeitet. Der Gesang der Solisten kann überzeugen,
auch wenn der opernhafte Stil mancher Lieder nicht jedermanns Sache sein wird.
Sehr schön sind die fröhlichen Lieder von Frodo, Bilbo und Tom Bombadil aus dem ersten
Buch geraten. Aber auch die traurigen Choräle am Ende der zweiten CD ("Lament for Théoden",
"Song of the Mounds of Mundburg") können beeindrucken.
Gerade mit mehrmaligem Hören entwickelt der Abend in Rivendell einen ganz eigentümlichen,
sehr reizvollen Charme. Die hübsch gestalteten Booklets (die alle Texte enthalten) tragen ihren
Teil zu der sehr schönen Edition bei.
Eine dritte CD der Reihe ist übrigens bereits in Planung und dürfte vermutlich zusammen
mit einem der beiden nächsten Filme erscheinen. (mr)