Millennium - Tribal Wisdom and the Modern World ist eine der weniger bekannten Musiken von
Hans Zimmer aus den frühen 90er Jahren. Sie entstand für eine zehnstündige amerikanische Dokumentation, die rund
und dem Globus verschiedene Stammeskulturen untersucht. Interessanterweise wurde die Filmmusik des Deutschen damals als
Weltmusikalbum vom dem darauf spezialisierten Label Narada vermarktet. Normalerweise besitzt Hans Zimmer ein recht
geschicktes Händchen für den Umgang mit Folklore, wie nicht zuletzt seine spritzige Afrika-Musik zu
The Power of One
aus demselben Jahr beweist.
Millennium wirkt im Vergleich dazu jedoch wie eine lust- und lieblos gefertigte
Auftragsarbeit aus der Media Ventures-Schmiede.
Die Musik offenbart leider ein kurioses wie banales Gebräu aus Folkloregesängen, New Age-Sounds und gewohnten
Zimmer-Standards der 80er, hier und da an mit Elementen aus Rain Man (z.B. das "Millennium Theme") angereichert.
Mitunter klingen die synthetischen Klangflächen nach Vangelis, und manchmal fühlt man sich gar an die
ethnisch gefärbten Konzeptalben eines Mike Oldfield erinnert. Wie bei den meisten Zimmer-Musiken
der 80er und beginnenden 90er Jahre ist auch Millennium abgesehen von einzelnen Instrumenten und den bereits
erwähnten Gesängen vollständig synthetisch gehalten.
Die daraus entstehende Künstlichkeit bzw. fehlende Authentizität
ist aber nicht die einzige große Schwäche der Komposition: Auch das lieblose Aneinanderreihen seichter
Folklore-Klischees und das Fehlen prägnanter Themen strapaziert den Geduldsfaden des Hörers.
Mit Millennium ist Hans Zimmer leider tief in die Niederungen eines geradezu unerträglichen
New Age-Easy Listening abgerutscht. Wer nicht ausgerechnet diesen Typus von Musik schätzt, sollte um die CD
deshalb lieber einen großen Bogen machen. (mr)