Gore Verbinski (
Fluch der Karibik) schuf 2002 mit
The Ring ein kommerziell
erfolgreiches Remake des japanischen Horrorfilms gleichen Namens und leitete damit quasi eine
Welle von Neuverfilmungen asiatischer Thrillerkost ein.
The Ring bietet eine spannende,
aber letztlich unausgegorene Mischung aus Teenie-Horror und traditioneller Geistergeschichte,
die sich mit ihrem kruden Ende vieler Sympathien beraubt. Immerhin war der Film so erfolgreich,
dass dieses Jahr auch die japanische Fortsetzung eine amerikanische Entsprechung fand.
Anfang April 2005 startete das Sequel
The Ring 2 mit verhaltenem Kritikerecho in den
deutschen Kinos.
Für The Ring komponierte Hans Zimmer zusammen mit Henning Lohner, Martin Tillman und
James Dooley 2002 den kurzen Score, der damals zunächst unveröffentlicht blieb und sich als
illegales Bootleg in Fan-Kreisen großer Popularität erfreute. Pünktlich zum Kinostart der
Fortsetzung, bei der Zimmer Lohner und Tillmann alleine komponieren ließ, hat Decca nun die
Musiken beider Filme auf CD gepresst. Zimmer und seine Kollegen haben für die Präsentation
ihrer Arbeit eine ungewöhnliche Form gewählt: Anstatt die Kompositionen getrennt
nebeneinander zu stellen, werden in acht Suiten die Musiken beider Teile miteinander verschmolzen.
Die hohe Anzahl beteiligter Komponisten/Orchestratoren macht es bei Hans Zimmer oftmals schwer,
die Leistung der einzelnen Mitstreiter einzustufen und zu bewerten. Bei The Ring/The Ring 2
wird dies weiter verkompliziert, da die Credits der Decca-CD keinerlei Auskunft darüber geben,
welchem Komponisten welche Anteile zuzuschreiben sind.
Sei es drum: Die Synthese beider "Ringe" funktioniert musikalisch überraschend gut.
Das einfache Hauptthema (in "The Well" vom Klavier vorgestellt), das in seiner
kinderliedartigen Gestalt auf den Geist des verstorbenen Mädchens Samara verweist,
wird geschickt variiert, wobei die konzertanten Cellosoli von Martin Tillmann und
Anthony Pleeth eine zentrale Bedeutung einnehmen. Wie bei Media Ventures in der Regel
üblich, spielt Klangsynthetik auch in The Ring eine große Rolle. Auch wenn sie
zuweilen stark in Richtung Sounddesign tendiert, ist die Mischung mit den sinfonischen
Anteilen deutlich überzeugender und eigenständiger geraten, als es noch bei der
Vertonung des Hannibal-Reißers (2001) der Fall war. Das expressive
Spiel von Streichern und Celesta kontrastiert sehr effektvoll und subtil mit den
bassbetonten Klangschichtungen des Synthesizers. Auch wenn die Streicher-Ostinati mitunter
an die Minimalismen eines Philip Glass denken lassen und sich hier und da auch
Parallelen zu The Sixth Sense (1999) von James Newton Howard
einschleichen, besticht The Ring als durchaus eigenständige und atmosphärisch
dichte Komposition.
Da verzeiht man auch gerne einige etwas monotone Passagen, in denen hämmernde Rhythmen oder
düstere Klangkollagen kleine Durchhänger im Hörfluss entstehen lassen. Als Bonustracks
der CD fungieren 4 Tracks am Ende, die als beatlastige Remixe aus dem bestehenden Material
beider Filme kaum mehr als Albumfüller darstellen. Kurioserweise werden diese Stücke im
Booklet nicht als Bonus ausgewiesen, so dass der fälschliche Eindruck entsteht, sie
gehörten zur eigentlichen Vertonung. Unterm Strich erweist sich das The Ring/The Ring 2-Doppelpack
aber als liebevoll produzierte Präsentation der in den Filmen etwas unscheinbar und wenig
vielversprechend wirkenden Musiken. Diese zählen zu den besseren Media Ventures-Erzeugnissen
der letzten Jahre. (mr)
Decca 988 0778
Dirigenten: Fiachra Trench, Gavin Greenaway
63:11 Min.
Filminfo:
Regie: Gore Verbinski (The Ring), Hideo Nakata (The Ring 2 )
Darsteller: Naomi Watts
Tracklist:
- The Well (11:24)
- Before You Die You See The Ring (7:09)
- This Is Going To Hurt (2:48)
- Burning Tree (10:13)
- Not Your Mommy (3:59)
- Shelter Mountain (4:10)
- The Ferry (3:15)
- I'll Follow Your Voice (6:28)
- She Never Sleeps (2:17)
- Let The Dead Get In (4:00)
- Seven Days (3:24)
- Television (4:00)