Disneys Zeichentrick-Version von Rupyard Kiplings Roman
Das Dschungelbuch
gehört zu den beliebtesten Animationsfilmen überhaupt. Der 19. abendfüllende
Zeichentrick war der letzte, an dem Walt Disney noch selber beteiligt war.
Der leichtfüßige und stark von der Vorlage abweichende Film wurde nach
seiner Uraufführung 1967 unzählige Male wieder ins Kino gebracht und erfreut
sich seither einer ungebrochenen Popularität.
Die Originalmusik zum Klassiker schrieb der 1914 geborene George Bruns, der als
Tubaspieler in einer ganzen Reihe von Jazz-Kombos seine Karriere begann.
1954 wurde er von den Disney-Studios unter Vertrag genommen. Nach zahlreichen kleineren
Projekten komponierte er 1959 die Musik zum Märchen Dornröschen. Später
folgten mit den Aristocats (1970) und
Robin Hood (1973) noch zwei weitere Zeichentrickabenteuer.
Seine Arbeit zum Dschungelbuch bietet reizvolle, nostalgische Sinfonik,
die in den orchestralen Anteilen ein klein wenig an alte Disney-Filme wie
Pinocchio anknüpft. Doch das Sinfonische erfährt hier eine weitaus
geringere Ausprägung.
Als Kind ihrer Zeit ist die Musik vielmehr dem Zeitgeist der 60er Jahre verpflichtet. Die Lieder der Sherman-Brüder
(Mary Poppins) legen einen Schwerpunkt auf die damals üblichen Jazz- und Swingstücke,
die viel zum heiteren Grundton des Zeichentrickfilmes beitragen.
Das berühmteste Lied des Filmes stammt allerdings aus der Feder von Terry Gilkyson, einem
bekannten Songwriter der 60er Jahre. Sein "Bare Necessities" kennt in Deutschland jedes Kind
unter dem Titel "Probier's mal mit Gemütlichkeit" - einer der beliebtesten Songs der Kinogeschichte.
Das vielleicht schönste Lied der Vertonung ist aber wohl "My own Home", ein auf dem Hauptthema
basierendes Stück mit dezentem arabischen Flair.
Die zum Disney-Geburtstag wiederveröffentlichte Soundtrack-CD entspricht inhaltlich
der vorangegangenen Edition von 1997.
Beide Veröffentlichungen enthalten als Bonus ein zwölfminütiges Interview mit den Sherman-Brüdern
über ihre Filmsongs, zwei Lieder des "More Jungle Book"-Albums sowie zwei nicht verwendeten Demo-Aufnahmen,
die Terry Gilkyson für eine erste, düstere Version des Filmes geschrieben hatte. Die Klangqualität ist
für das Alter exzellent. Bedauerlich erscheint - wie auch schon bei Pinocchio
- lediglich das Fehlen eines ausführlichen Begleittextes.
Das Dschungelbuch ist ein unterhaltsamer Hörspaß, der ein wenig unter der
Heterogenität der verwendeten Musikstile leidet. Kompositorisch geht das Gebotene
sicher nicht über routiniertes Handwerk hinaus. Doch dürfte dies für die meisten
Hörer in diesem Fall weniger von Interesse sein, spielt hier doch der Souvenir- und
Nostalgiewert eine entscheidende Rolle. Für alle, die die Musik den Klassikers
auch im heimischen Wohnzimmer genießen wollen, kann die schöne CD nur wärmstens empfohlen
werden. (mr)