Wer die Filmmusiken Mychael und Jeff Dannas kennt, weiß wie sehr es die
beiden Komponisten lieben, ethnische Folklore in ihre Arbeiten zu integrieren.
Die Verwendung alter traditioneller Instrumente in Verbindung mit dem Sinfonieorchester
ist ein Markenzeichen der beiden Brüder. Ob in der jüngsten Gemeinschaftsarbeit
Green Dragon, in
der sich reizvoll asiatische Musiktradition mit westlichen Einflüssen verbindet, Mychaels
Ausflügen in die indische Folklore (
Kama Sutra,
Monsoon Wedding)
für die Filme Mira Nairs oder Jeffs stimmungsvoller Einsatz alter Instrumente in der modernen
Othello-Verfilmung
O: Stets bewiesen beide
als Grenzgänger zwischen den Kulturen ein glückliches wie geschicktes Händchen, gelang ihnen
der Brückenschlag zwischen Film- und Weltmusik.
Wer einen Blick auf die Diskographie beider Künstler wirft, wird feststellen, daß diese neben den
Arbeiten für das Kino auch für eine ganze Reihe weiterer Konzeptalben veranwortlich waren.
Dazu gehören Mychael Dannas CD's Skys und Sirens, aber auch die gemeinsamen
Weltmusikalben A Celtic Tale (1996) und A Celtic Romance (1998), beides Vertonungen
von Geschichten aus der keltischen Sagenwelt. In ihnen kommen traditionelle Instrumente
wie Fiedel, keltische Harfe, Dudelsack und Uillean Pipes neben dem Sinfonieorchester zum Einsatz.
Die zwei beim Label Hearts o' Space erschienenen CD's sollen an dieser Stelle
eingehender betrachtet werden:
A Celtic Tale
Das erste der Alben, A Celtic Tale - The Legend of Deirdre, entstand 1996.
Musikalisch erzählt wird die mittelalterliche Sage von Deirdre, der schon vor der Geburt eine große Schönheit
prophezeit wird, die das irische Königreich in eine Katastrophe stürzen soll. Aufgrund dieser
Weissagung bestimmt der König Connacher, das Mädchen in einem abgelegenen Anwesen aufwachsen zu lassen,
um es später selbst zu heiraten. Doch Deirdre verliebt sich in den Ritter Naois und beide fliehen
auf eine entfernte Insel. Als der König sie zurückruft, kommt es zur Katastrophe und zur Entzweiung
des Königreichs. Die düstere Prophezeiung erfüllt sich.
Die weitgehend instrumentale Vertonung dieser traurigen Geschichte ist eine stimmungsvoll-melancholische Reise in die Welt
der irisch-keltischen Folklore. Vom gregorianischen Chor der Prophezeiung ("The Prophecy") über
das fröhliche "The Child Deidre" bis hin zum Klagelied ("Lament", gesungen von der Sängerin Krysia Kocjan)
fällt die liebevolle und abwechslungsreiche Instrumentierung auf. Das Orchester spielt in der Musik
eine untergeordnete Rolle und tritt nur gelegentlich - dann aber sehr effektvoll - in Erscheinung.
Dezente atmosphärische Unterstützung liefern die von Mychael Danna gespielten Keybooards.
A Celtic Tale bietet dazu eine Vielzahl schöner Melodien, die das Anhören der CD zu
einem reizvollen Vergnügen machen. Die Verbindung von Orchester und ethnischen Instrumenten
ist schon bei dieser bereits 1996 entstandenen Aufnahme überzeugend gelungen und wurde von
den Danna-Brüdern danach stetig verfeinert.
Das schön gestaltete Booklet der CD bietet zum Nachlesen den vollständigen Text der Legende von Deirdre (auf englisch),
allerdings keine Informationen zu den Komponisten.
A Celtic Romance
Nur zwei Jahre nach A Celtic Tale vertonten die Danna-Brüder eine weitere keltische Sage.
A Celtic Romance - The Legend of Liadain and Curichir erzählt die Geschichte
von Curichir, Nachfahre eines berühmten irischen Kriegers, dessen Vater bei einem Überfall
durch die Wikinger getötet wird. Auf Rache sinnend reist Curichir mit seinem Bruder gen
Süden, um sich den Kriegern des Königs anzuschließen. Auf dem Weg dorthin verliebt er sich
unsterblich in die Harfenspielerin Liadain. Durch Verrat des Königs wird Curichirs Bruder in
einer Schlacht getötet, er selber im Kampf schwer verwundet. Im Glauben Curichir sei tot
hat sich Liadain in ihrer Trauer einem Kloster angeschlossen und ihr Leben Gott gewidmet.
Als Curichir dies erfährt verzichtet er auf seine Rache und geht selber ins Kloster.
Die Liebe der Beiden bleibt unerfüllt.
Die Vertonung ist in ihrer Machart der von A Celtic Tale sehr ähnlich. Erneut verknüpft
die Musik typische Instrumente der irischen Folklore mit dem Spiel des Sinfonieorchesters.
Gregorianische Chöre, stimmungsvolle Folklorestücke und der kristallklare Gesang der Sängerin
... verbinden sich zu einem wunderschönen Weltmusikalbum. Erfreulicherweise verzichten die
beiden Komponisten dieses Mal weitgehend auf den Einsatz von Keyboards.
Im Umgang mit dem Orchester merkt man den Brüdern mehr Sicherheit und Routine an als noch
auf der ersten CD. Dazu sind es die traumhaften Melodien, die A Celtic Romance
zu einem insgesamt noch schöneren Höralbum machen als die ohnehin alles andere als schlechte
A Celtic Tale-CD.
Das schöne Booklet mit dem ebenfalls abgedruckten Text der kompletten Legende rundet die tolle
Veröffentlichung ab.
Fazit:
Mit beiden CD's beweisen Mychael und Jeff Danna eine geschickte Hand im Umgang mit der
irisch-keltischen Folklore. Die prachtvollen Höralben können problemlos mit den
besten Filmmusiken der Brüder konkurrieren. (mr)