Jeff Danna, Bruder des bislang etwas bekannteren Mychael, war bislang ein gesuchter
Komponist für weltmusikinspirierte Filmvertonungen. Zuletzt konnte er mit den feinsinnigen
Arbeiten zu
Green Dragon (2002) und
The Gospel of St. John (2003) glänzen.
Sein neuestes Engagement bringt allerdings den Kulturschock: Für das Sequel des stupiden
Actionreißers
Resident Evil mit dem Subtitel
Apocalypse komponierte er einen
von E-Gitarren und Technorhythmen durchsetzten sinfonischen Score, der die eigene Handschrift
bis zur Unkenntlichkeit verwischt. Irgendwo zwischen den
Matrix-Musiken
eines Don Davis und den rhythmusgetriebenen Bond-Musiken eines David Arnold (hüben wie drüben orchestrierte
Nicholas Dodd) hat Danna einen Score entwickelt, der so gar nicht in sein bisheriges Werk passt.
Der Grund für die ungewöhnliche Projektwahl liegt auf der Hand: Der kanadische Komponist
wollte mit seiner Vertonung dem Schubladendenken vieler Produzenten vorbeugen und seine
Vielseitigkeit unter Beweis stellen. Dafür bietet Resident Evil jedoch nur auf den ersten
Blick eine dankbare Plattform. Der unbedingte Mut zum Genrewechsel und zu neuen
musikalischen Wassern verdient zwar Bewunderung, allerdings muss sich die Musik viel zu sehr
den Bildern und den Zugeständnissen an ein jugendliches Zielpublikum beugen, als Danna lieb
sein kann. Zwar müht er sich redlich um eine abwechslungsreiche Gestaltung, experimentiert
phasenweise nicht uninteressant mit elektronischen Texturen und Klangeffekten, doch
letztendlich lässt Resident Evil kaum mehr als eine gehobene Fingerübung zu.
Der Verzicht auf eine prägnante thematische Verarbeitung zugunsten einfacher -
meist situationenbezogner - Motive und Sounds lässt die ansonsten passable Fusion zwischen
Orchester und Elektronik etwas blass erscheinen. Da können auch die hämmernden Ostinati der
Actionpassagen und die wiederkehrenden Crescendi des Orchesters wenig retten.
Ob Resident Evil: Apocalypse für Jeff Danna eine glückliche Wahl war, muss die
Zukunft zeigen. Bei allem Respekt für die hier gezeigte Experimentierfreude, scheint sein
Talent bei ambitionierteren und thematisch interessanteren Filmproduktionen besser aufgehoben. (mr)
Varèse Sarabande VSD-6616
The Philharmonia Orchestra London
Dirigent: Nicholas Dodd
39:46 Min.
Filminfo:
Regie: Alexander Witt
Darsteller: Milla Jovovich, Thomas Kretschmann
Tracklist:
- My Name is Alice (2:14)
- Alice Battles the Nemesis (3:07)
- The Nemesis vs S.T.A.R.S. (2:12)
- Panic at the Gate (1:39)
- Umbrella is Watching (3:04)
- Ashford's Plan (2:38)
- Cain's Demise (1:55)
- The Nemesis is Awakened (2:44)
- Zombies in Church (1:37)
- Captured by Umbrella (2:25)
- The Crash Site (1:06)
- Dogs in the Kitchen (2:06)
- Searching for Alice (2:46)
- The Anti-Virus (2:14)
- Beneath the City (2:20)
- The Last Transport (1:55)
- Search the School (1:33)
- I Remember Everything (2:04)